Ein neuer Vorschlag für die Rüttenscheider Straße

18. Aug 2025

Mehr Sicherheit, Klarheit und Aufenthaltsqualität

Die Diskussion um die Rüttenscheider Straße („Rü“) bewegt seit Jahren die Essener Stadtgesellschaft. Fußgänger, Radfahrende, Anwohner, Gewerbetreibende und Autofahrer, alle haben ihre berechtigten Interessen, doch die bisherigen Regelungen haben eher neue Konflikte geschaffen, als alte gelöst. Spätestens seit der WDR-Livesendung „Stadtgespräch“ am 20. März 2025 ist deutlich geworden, dass es endlich tragfähige Lösungen braucht.

Volt Essen schlägt deshalb ein einfaches, klares und umsetzbares Modell vor:
👉 Die Rü soll im Abschnitt zwischen der A52/Ursulastraße und der Kreuzung Hohenzollernstraße/Baumstraße dauerhaft Einbahnstraße werden.
👉 Die bestehende Ausweisung als Fahrradstraße bleibt in beide Richtungen erhalten.
👉 Das Tempolimit wird auf 20 km/h reduziert.

Warum dieser Vorschlag notwendig ist

Die Rüttenscheider Straße ist nicht irgendeine Straße, sie ist das Herz eines lebendigen Stadtteils, der für Gastronomie, Einzelhandel und Kultur weit über Essen hinaus bekannt ist. Genau deshalb verdient sie eine Verkehrsführung, die den Charakter dieser Straße schützt und fördert, statt ihn zu gefährden.

  1. Attraktivität der Rü sichern
    Eine lebendige Einkaufs- und Flaniermeile lebt von Aufenthaltsqualität. Wenn Menschen sich sicher fühlen, zu Fuß unterwegs sind oder entspannt in der Außengastronomie sitzen können, profitiert auch der Handel. Studien aus Barcelona, Gent oder Utrecht zeigen: weniger Durchgangsverkehr und geringere Geschwindigkeit erhöhen die Besucherzahlen, nicht umgekehrt.

  2. Verkehrsberuhigung schützt Anwohner
    Die Anwohnerinnen und Anwohner rund um die Rü leiden seit Jahren unter Lärm, Abgasen und zusätzlichem Verkehr, der durch Schleichwege in Nebenstraßen entsteht. Unser Vorschlag entlastet die engen Straßen östlich der Rü und reduziert damit die Belastung direkt vor den Haustüren vieler Essener Familien.

  3. Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden
    Gerade die Mischung aus Radfahrenden, Fußgängern, Autos und Lieferverkehr ist eine Herausforderung. Mit einem einheitlichen Tempolimit von 20 km/h entsteht ein harmonisiertes Geschwindigkeitsniveau, das riskante Überholmanöver überflüssig macht. Ähnliche Modelle in Berlin und Kopenhagen haben gezeigt, dass Unfallzahlen dadurch signifikant zurückgehen.

  4. Erreichbarkeit bleibt gewährleistet
    Ein häufig geäußerter Vorwurf lautet, dass Verkehrsberuhigung die Erreichbarkeit einschränke. Unser Konzept stellt klar: Arztpraxen, Geschäfte und Gastronomie bleiben mit dem Auto anfahrbar. Lieferverkehr wird weiterhin ermöglicht, ohne dass er den Verkehrsfluss blockiert. Die Zufahrtsführung über die Alfredstraße verhindert zudem, dass Anwohnerstraßen zusätzlich belastet werden.

  5. Poser-Szene eindämmen
    Die Rü ist seit Jahren ein Hotspot für PS-starke Fahrzeuge, die die Straße zur Bühne machen. Diese Form der Nutzung verursacht Lärm, sorgt für Unsicherheit und nimmt der Straße ihre Aufenthaltsqualität. Mit der Einbahnstraßenregelung und der klaren Temporeduzierung verliert die Rü für diese Szene deutlich an Attraktivität, ein Gewinn für alle anderen.

Erfahrungen aus anderen Städten

Unser Vorschlag reiht sich ein in eine Reihe international erfolgreicher Modelle:

  • Barcelona hat mit den „Superblocks“ zentrale Straßenzüge vom Durchgangsverkehr befreit. Ergebnis: mehr Grün, weniger Lärm, ein Plus für den lokalen Handel.

  • Gent (Belgien) führte 2017 eine Einbahnstraßenregelung im gesamten Innenstadtbereich ein. Seitdem ist der Autoverkehr dort um 30 % gesunken, während Radverkehr und Aufenthaltsqualität massiv zugenommen haben.

  • Münster setzt seit Jahren auf Verkehrsberuhigung in zentralen Vierteln, mit dem Ergebnis, dass Radverkehr zum Rückgrat der innerstädtischen Mobilität geworden ist.

  • Oslo hat den Autoverkehr in der Innenstadt nahezu vollständig herausgenommen, wodurch Plätze und Straßen zu Orten der Begegnung wurden.

Diese Beispiele zeigen, dass eine Stadt nicht verliert, wenn sie mutig neue Wege geht, sie gewinnt an Lebensqualität, Wirtschaftskraft und internationaler Vorbildfunktion.

Zitat von Jürgen Thomale (Volt Essen)

„Unser Vorschlag ist kein ideologisches Projekt, sondern ein realistischer Kompromiss. Wir wollen keine Verbote, sondern klare Rahmenbedingungen, von denen alle profitieren, vom Radfahrer bis zum Händler, vom Anwohner bis zum Lieferanten.“

Handlungsempfehlung für Essen

Volt Essen lädt alle Beteiligten, Bürgerinnen und Bürger, Gewerbetreibende sowie Verwaltung und Politik, ein, diesen Vorschlag sachlich zu prüfen. Er ist einfach, nachvollziehbar und sofort verständlich. Vor allem aber bietet er die Chance, die verhärteten Fronten in der Diskussion um die Rü zu überwinden und stattdessen eine lebenswerte, sichere und attraktive Straße für alle zu schaffen.

Die Rü könnte so zu einem Pilotprojekt werden, ein Beispiel für eine moderne, kluge und faire Stadtgestaltung, die zeigt: Essen kann mutige Lösungen umsetzen, die alle mitnehmen und niemanden ausschließen.