Finger weg vom Klimaschutz, die Chemie hat ihre Krise selbst angerührt!

Das Problem liegt nicht im Klimaschutz, sondern im Management!

11. Nov 2025

Seit Wochen klagt die Chemieindustrie: Die Auftragslage sei schwach, die Produktion gehe zurück, die Gewinne schrumpften.
Der VCI warnt gar vor einem „Knock-out“, wie das Handelsblatt berichtet. 30 Prozent weniger Produktion seit 2021, Auslastung auf Tiefstand, fehlende Nachfrage und die Schuld?
Natürlich liegt sie laut Industrie nicht beim Management, sondern bei der Politik, den Energiepreisen, der Bürokratie, dem Klimaschutz.

Doch das ist zu einfach.

Diese Krise kommt nicht über Nacht. Sie ist das Ergebnis jahrelanger Fehlentscheidungen. Schon lange ist bekannt, dass EU-Vorgaben, Emissionsgrenzen und Energiepreise steigen. Das war kein Überraschungssturm, es war eine angekündigte Wetterfront, die man hätte managen können.

Die Tagesschau beschreibt das nüchtern: „Die Chemiebranche leidet unter hohen Energiekosten, schwacher Nachfrage und geringem Export.“
Aber kein Wort davon, dass viele Konzerne ihre Gewinne in den letzten Jahren nicht in Innovation, Forschung oder Transformation investiert haben.
Stattdessen wurden Dividenden ausgezahlt, Vorstände aufgestockt und fossile Abhängigkeiten weiter gepflegt.

Der CHEManager titelt treffend: „Kein Happy End für 2025“. Die Branche taumelt und fordert jetzt Entlastung durch den Staat.
Der Ruf nach „weniger Klimaschutz“, nach „weniger Regulierung“ ist die alte Leier, wenn die eigene Innovationskraft versagt.

Aber das darf nicht passieren!!!

Das Problem liegt nicht im Klimaschutz, sondern im Management

Die wirtschaftlichen Bedingungen sind hart, keine Frage. Energie ist teuer, globaler Wettbewerb verschärft sich.
Doch die Aufgabe von Top-Managern ist es, vorausschauend zu handeln. Wer Millionen verdient, muss auch Verantwortung tragen, nicht Ausreden suchen.

Die Wahrheit ist:

  • Die Krise ist hausgemacht.

  • Innovationen wurden zu spät angegangen.

  • Zukunftsfähige, klimaneutrale Produktionswege blieben Nischen.

  • Die Branche hat auf fossile Sicherheit gesetzt und jetzt bricht sie ihr weg.

Dabei war die Tendenz schon längst sichtbar. Der Ruf „Finger weg vom Klimaschutz!“ kann nicht die Antwort sein, sondern vielmehr lautet die Frage:
👉 Warum habt ihr nicht viel früher transformiert?

Faktenlage

Die chemische Industrie steht in einer der größten Umbruchsphasen ihrer Geschichte.
Und diese Transformation ist nicht optional, sie ist überfällig.

  • Rund 5 % der globalen CO₂-Emissionen stammen aus der Chemieindustrie.

  • Studien zeigen, dass Elektrifizierung, erneuerbare Rohstoffe und Kreislaufwirtschaft dringend notwendig sind, wenn die Branche wettbewerbsfähig bleiben will.

  • Eine Umfrage zeigt: 90 % der Unternehmen sehen große Auswirkungen durch den Übergang zur Kreislaufwirtschaft; 72 % nennen Kundennachfrage als Treiber.

  • Eine Deutschland-Studie belegt: Selbst im optimistischen Szenario kann die Branche nicht allein durch den Wechsel von Rohstoffen und Technologien das Pariser Klimaziel erreichen. Es braucht übergreifende, strategische Transformation.

Die Fakten liegen auf dem Tisch, aber statt umzusteuern, wird der Klimaschutz zum Sündenbock erklärt.

Verantwortung des Managements

Wenn Einnahmen zurückgehen und Auslastungen sinken, ist das erste Signal an die Führung: Strategie überdenken.
Nicht: „Wir müssen den Staat bitten, uns zu retten.“

Es ist nicht die Aufgabe der Politik, Management-Versagen auszugleichen.
Top-Manager haben die Verantwortung, ihre Unternehmen auf Zukunft auszurichten:

  • Frühzeitig Trends erkennen und auch radikal handeln.

  • Investitionen in zukunftsfähige Technologien tätigen, statt im Altbetrieb zu verharren.

  • Ihre Bezüge im Verhältnis zur Leistung und Verantwortung überprüfen lassen, wenn Mitarbeitende entlassen werden, darf nicht weiter gefeiert werden.

  • Nachhaltigkeit nicht als „Last“ sehen, sondern als strategische Chance: Marktvorteil, Innovationspfad, Differenzierung.

Wer über Jahrzehnte auf fossile Geschäftsmodelle gesetzt hat, kann heute nicht überrascht tun, dass diese Welt zusammenbricht.

Politik darf kein Rettungsboot für Managementversagen werden

Die Lösung kann nicht heißen, Richtlinien aufzuweichen oder Klimaziele zu verschieben.
Diese Standards sind bewusst gesetzt, um Industrie und Wirtschaft endlich auf Zukunft zu trimmen.

Wer seit Jahren weiß, dass CO₂ bepreist wird, dass Europa auf Dekarbonisierung setzt, kann nicht 2025 plötzlich überrascht tun.
Die Politik muss hier Stand halten, nicht einknicken.

Ich sage das auch als Politikerin:

  • Die Politik darf sich nicht erpressen lassen.

  • Sie darf nicht die Verantwortung für Managerfehler übernehmen.

  • Und sie muss klare Grenzen ziehen zwischen Förderpolitik und Verantwortungsethik.

Zukunfts-Wege = konkrete Maßnahmen

Hier eine Liste von Maßnahmen, die Top-Manager jetzt umsetzen sollten, statt weiter auf staatliche Rettung zu hoffen:

  1. Elektrifizierung & Energieeffizienz: Nutzung von Abwärme, Umstellung von Dampfanlagen, Einsatz moderner E-Technologien.

  2. Rohstoffwandel & Kreislaufwirtschaft: Aus fossilen Rohstoffen aussteigen, Recycling- und Rückgewinnungsprozesse in den Produktionszyklus integrieren.

  3. Produkt- und Prozessinnovation: Nicht mehr auf Volumen setzen, sondern auf Wertschöpfung, Spezialisierung und nachhaltige Produkte.

  4. Strategische Portfoliobereinigung: Unprofitable Sparten abstoßen, Kapital in zukunftsfähige Segmente umlenken.

  5. Transparenz & Zielsetzung: Wissenschaftsbasierte Emissionsziele (Science Based Targets Initiative) setzen und Fortschritte offenlegen.

  6. Kooperation mit Wissenschaft & Start-ups: Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen (z. B. Center for the Transformation of Chemistry), Aufbau gemeinsamer Innovationsplattformen statt Insellösungen.

Diese Punkte zeigen: Die Lösungen liegen auf dem Tisch, sie erfordern nur Mut, Verantwortung und Weitsicht.

Was jetzt passieren muss: fünf politische Leitentscheidungen

  1. Innovation vor Subvention:
    Keine Hilfen ohne Investitionsnachweis in ökologische und technologische Transformation.

  2. Managerhaftung ausweiten:
    Boni nur noch bei nachhaltiger und langfristiger Unternehmensentwicklung, nicht bei kurzfristigen Renditen.

  3. Transparente Klimastrategien:
    Jedes Unternehmen über 500 Mitarbeitende muss eine öffentlich einsehbare Dekarbonisierungsstrategie vorlegen.

  4. Kooperation mit Wissenschaft und Start-ups:
    Forschung zu Kreislaufchemie, Bioverfahren und Wasserstoff muss Priorität haben, hier entscheidet sich die Wettbewerbsfähigkeit.

  5. Klimaschutz als Standortvorteil:
    Grüne Transformation ist kein Kostenfaktor, sie ist der neue Markt. Deutschland kann hier Vorreiter werden, wenn die Industrie endlich begreift, dass Nachhaltigkeit Innovation bedeutet.

Appell

Liebe Entscheiderinnen und Entscheider in der Chemieindustrie:
Ihr habt den Auftrag, euer Unternehmen nicht in Vergangenheitsmodellen, sondern in Zukunftsmodellen zu führen.

Wenn ihr jetzt noch darauf setzt, den Klimaschutz zu drosseln, verliert ihr nicht nur an Legitimität, nein, ihr verliert auch eure Wettbewerbsfähigkeit.
Die nachhaltig handelnden Unternehmen werden langfristig die Gewinner sein.

Und ja: Wenn jetzt von Entlassungen gesprochen wird, dann sollte zumindest klar sein, erst die Manager selbst gehen mit gutem Beispiel voran, bevor Mitarbeitende das Risiko tragen.

Der Klimaschutz ist nicht euer Sündenbock

Es ist Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen:
Nicht die Politik hat versagt.
Nicht der Klimaschutz.
Sondern eine Industrie, die sich in ihrer eigenen Komfortzone eingerichtet hat.

Wir als Volt fordern:

  • Keine Abschwächung von Umweltauflagen.

  • Keine Klimaschutzpausen.

  • Keine Staatshilfen ohne Gegenleistung.

Wer jahrzehntelang Milliarden verdient hat, kann sich den Umbau leisten.
Und wer die Zeichen der Zeit verschlafen hat, sollte jetzt Verantwortung übernehmen und nicht jammern.

Denn eines ist klar:
Wir retten nicht eure Profite, wir retten unsere Zukunft.

Steh auf für den Klimaschutz, bevor die Industrie ihn verkauft!

Unser Planet ist keine Verhandlungsmasse für Managerfehler.