Welche Ziele hat Volt? / Kommunalwahlprogramm 2025 - Für ein Aachen im Herzen Europas

4.2. Soziales in Aachen - gerecht, inklusiv und solidarisch

4.2.0 Warum Sozialpolitik eine kommunale Aufgabe ist

Sozialpolitik entscheidet darüber, ob Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Armut, Krankheit oder Diskriminierung dürfen nicht dazu führen, dass Menschen ausgeschlossen werden. Viele sind durch Inflation, Krankheit oder Arbeitsplatzverlust auf Unterstützung angewiesen. Auch Kinder, Jugendliche, Seniorinnen und Senioren, Menschen mit Behinderungen und Menschen mit Fluchterfahrung stoßen oft auf Hindernisse, die ihre Teilhabe einschränken. Aachen soll eine Stadt sein, in der alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Alter oder ihrem Einkommen selbstbestimmt leben können. Soziale Teilhabe bedeutet, dass alle Menschen Zugang zu Bildung, Kultur, Freizeit und Mobilität haben. Sie bedeutet, dass niemand in Armut oder Einsamkeit zurückgelassen wird. Sie bedeutet auch, dass wir als Stadt Verantwortung übernehmen und konkrete Strukturen schaffen, die Teilhabe ermöglichen.

4.2.1 Armut bekämpfen und Teilhabe sichern

In Aachen sind 14 % der Bevölkerung und 23,3 % der Kinder armutsgefährdet85, besonders Alleinerziehende, Mehrkindfamilien und Menschen mit Migrationsgeschichte. Kinderarmut mindert Bildungschancen, Mobilität und Teilhabe. Viele Betroffene kennen ihre Ansprüche nicht oder scheitern an Bürokratie. Treffpunkte wie Offene Türen (OTs) sind überlastet, konsumfreie Lern- und Begegnungsorte fehlen. Ziel ist, die Kinderarmutsquote durch ein umfassendes Maßnahmenpaket zu senken:

    1. Kostenfreier ÖPNV
      2. Kostenlose Bildungs- und Freizeitangebote
        3. Ausbau Offener Türen (OTs)
          4. „Haus der Neugier“ als Leuchtturmprojekt
            5. Bessere Informationsangebote
              6. Kooperation mit freien Trägern

                Dieses Bündel aus Mobilität, Bildung, sozialen Treffpunkten, Information und Partnernetzwerk sichert Teilhabe und Chancengleichheit für armutsgefährdete Kinder und Familien in Aachen.

                4.2.2 Familien und Care-Arbeit: Anerkennen, entlasten, gerecht gestalten

                In Aachen fehlen vielerorts Kita-Plätze, wohnortnahe Angebote und genügend Fachkräfte. Besonders Alleinerziehende und Familien mit wenig Ressourcen sind betroffen. Kinder müssen teils lange Wege zurücklegen, Erzieher*innen arbeiten am Limit – mit zu großen Gruppen und schlechter Bezahlung. Auch die Kindertagespflege (KTP) wird noch nicht ausreichend gefördert, Care-Arbeit bleibt oft unsichtbar und ungleich verteilt.

                Aachen baut Kita- und KTP-Plätze aus, senkt die Wegezeiten auf möglichst 1 km und verbessert den Betreuungsschlüssel (1:3 U3 / 1:7,5 Ü3). Dazu müssen neue Fachkräfte gewonnen werden. Die Maßnahmen, die wir dazu brauchen, sind:
                  1. Kita-Ausbau: Wohnortnahe Kitas priorisieren, Wege verkürzen
                    2. Stärkung der KTP: Neue Standorte in unterversorgten Stadtteilen, z.B. leerstehende Gebäuden
                      3. Fachkräfteprogramm: Finanzierung von Ausbildungen, Quereinstieg, Wohnkostenzuschuss
                        4. Arbeitsbedingungen: Kleinere Gruppen, Fortbildungen, bezahlte Vorbereitung
                          5. Digitale Platzvergabe: Anpassung an Grundschulniveau in kommunalen Einrichtungen
                            6. Faire Bezahlung: Höhere Vergütung, bezahlter Urlaub, städtische Anlaufstellen
                              7. Flexible Betreuung: „Flexi-Kitas“ mit erweiterten Öffnungszeiten und flexiblen Stundenmodellen

                                4.2.3 Senior*innen unterstützen, einbinden, Erfahrungsschatz nutzen

                                Aachen wird älter: Fast ein Viertel der Bevölkerung ist über 60. Viele Senior*innen wünschen sich mehr Teilhabe, Unterstützung im Alltag und Räume für Austausch. Gleichzeitig leiden viele unter Einsamkeit, Altersarmut und eingeschränkter Mobilität.

                                Aachen entwickelt eine Stadtstrategie, die Armut und Isolation im Alter reduziert, generationenübergreifende Begegnungen schafft und Seniorinnen aktiv einbindet.

                                Mit dem Programm „Aachen hilft im Alltag“ entstehen Nachbarschaftshilfen, Begleitdienste und Treffpunkte in allen Stadtteilen. Der neue Senior*innenpass sichert Vergünstigungen in ÖPNV, Kultur und Freizeit. Programme wie „Senior*innen als Mentor*innen“ oder Vorleseprojekte mit Kitas nutzen das Wissen älterer Menschen und fördern Austausch zwischen den Generationen. Mehrgenerationenhäuser werden ausgebaut, Senior*innen erhalten Mitsprache in kommunalen Ausschüssen. Digitale Schulungen über VHS und Bibliotheken stärken ihre digitale Teilhabe.

                                4.2.4 Integration und Inklusion stärken

                                In Aachen hat über ein Drittel der Bevölkerung eine internationale Familiengeschichte. Trotzdem fehlt bislang eine zentrale Einheit, die Integration gezielt steuert und vernetzt.

                                Die Stadt schafft dafür ein Amt für Integration im Dezernat Soziales – mit klaren Zielen: mehr Einbürgerungen, weniger SGB II-Bezug bei Neuzugewanderten und starke Kooperation mit Zivilgesellschaft und Migrant*innenorganisationen.

                                Das neue Amt koordiniert Förderprogramme, betreibt eine digitale Plattform („Aachen integriert“) und eröffnet mit dem „Integration Point“ eine zentrale, mehrsprachige Anlaufstelle im Rathaus. Halbjährliche Integrationskonferenzen und ein jährliches Förderbudget von 200.000 € stärken lokale Projekte – besonders in Ost- und Nordviertel. Aachen wird Teil des Netzwerks „Sicherer Hafen“ und sorgt für dezentralen Wohnraum, Zugang zu Bildung, Arbeit und Dolmetschdienste.

                                4.2.5 Gesundheit und Pflege bedarfsgerecht gestalten

                                Gesundheit und Pflege sind zentrale Aufgaben der Städteregion Aachen – doch die Folgen fehlender Angebote spürt man auch in der Stadt: zu wenig Pflegeplätze, überlastete Dienste, lange Wege und kaum Anlaufstellen in benachteiligten Vierteln.

                                Besonders betroffen sind ältere Menschen, pflegende Angehörige, Menschen mit Behinderungen und Familien mit geringem Einkommen. Volt wirkt darauf hin, dass die Städteregion neue Pflegeplätze schafft, Gesundheitskioske in benachteiligten Stadtteilen eröffnet und ein Fachkräfteprogramm für Gesundheit und Pflege auflegt. Gleichzeitig setzen wir uns für wohnortnahe, präventive und gerechte Versorgung ein – im Stadtrat wie im Städteregionstag.

                                Aachen stellt dafür städtische Immobilien bereit, fördert die Kooperation mit den regionalen Gesundheitsdiensten und entwickelt das Programm „Gesund leben in Aachen“ mit Angeboten zur Prävention in allen Stadtteilen. Auf Ebene der Städteregion fordern wir quartiersnahe Pflege, niedrigschwellige Gesundheitskioske, Fachkräftegewinnung, bezahlbaren Wohnraum und eine Digitalisierungsoffensive im Gesundheitswesen – inklusive Telemedizin und Gesundheits-App.

                                4.2.6 Vielfalt und Antidiskriminierung leben

                                Aachen ist vielfältig: Über ein Drittel der Menschen hat eine Einwanderungsgeschichte, viele gehören queeren Communities, Religionsgemeinschaften oder anderen marginalisierten Gruppen an. Doch Diskriminierung ist auch hier Alltag – auf dem Wohnungsmarkt, in Schulen, Behörden oder im öffentlichen Raum. Eine städtische Gesamtstrategie fehlt bislang.

                                Aachen führt die Strategie „Vielfalt leben“ ein: mit einer unabhängigen Antidiskriminierungsstelle, verpflichtenden Diversity-Schulungen für städtische Mitarbeitende und verbindlichen Standards in Verwaltung, Bildung und Wohnungsvergabe.

                                Schutzräume für queere Menschen, BIPoC und Menschen mit Behinderung werden gezielt geschaffen, Veranstaltungen wie der CSD, die Interkulturelle Woche oder der Black History Month dauerhaft gefördert. Organisationen wie Refugio e.V. und die Aidshilfe Aachen erhalten mehrjährige Unterstützung und Mitsprache in kommunalen Prozessen. Ziel ist eine Stadt, in der Vielfalt sichtbar ist – und Diskriminierung keinen Platz hat.

                                4.2.7 Soziale Träger stärken

                                Freie Träger wie Querbeet e.V., Refugio oder die Aachener Aidshilfe sichern Teilhabe für Menschen in schwierigen Lebenslagen – ob wohnungslos, queer, geflüchtet oder sozial benachteiligt. Doch ihre Arbeit leidet unter unsicheren Projektmitteln, fehlender Grundfinanzierung und wachsender Belastung durch kommunale Pflichtaufgaben im Ehrenamt. Das gefährdet die Stabilität der sozialen Infrastruktur. Aachen richtet das Förderprogramm „Soziales Netz Aachen“ ein – mit einem jährlichen Budget von mindestens 1 Mio. €. Es sichert die Grundfinanzierung von mindestens 15 Trägern über mehrjährige Leistungsverträge. Begleitend entsteht eine städtische Koordinierungsstelle, die Träger berät, vernetzt und bei Förderanträgen unterstützt. Digitale Verfahren vereinfachen die Antragstellung – besonders für kleinere Initiativen. So wird die soziale Arbeit in Aachen verlässlich, planbar und wirksam gefördert.

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                                p>Soziales gemeinsam gestalten

                                Sozialpolitik gelingt nur, wenn Stadt, Zivilgesellschaft und Politik gemeinsam handeln. Wir bauen Teilhabe, Gerechtigkeit und Solidarität in Aachen aus, damit alle Menschen sicher, gesund und selbstbestimmt leben können.

                                Best Practice

                                • Köln (NRW): ermöglicht Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien kostenfreie Freizeit- und Kulturangebote in städtischen Einrichtungen.86
                                • Düsseldorf (NRW): zeigt, wie digitale Plattformen die Kitaplatzsuche vereinfachen und die Betreuungsplatzvergabe effizienter gestalten.87
                                • In den Niederlanden (DE): werden Pflege und Betreuung erfolgreich in Mehrgenerationenquartiere integriert, wodurch Isolation im Alter reduziert wird.88
                                • Frankfurt am Main (DE): hat eine Willkommensbehörde aufgebaut, die Geflüchtete strukturiert unterstützt und Migration als Teil des Stadtlebens begreift.89
                                • Helsinki (FI): hat mit Housing First die Obdachlosigkeit erfolgreich reduziert, indem Wohnungen zur Verfügung gestellt und Betroffene individuell begleitet werden.90
                                • Köln (NRW): erleichtert Pflegediensten den Zugang in verkehrsberuhigten Bereichen durch Sonderparkgenehmigungen, um Arbeitszeit effizient zu nutzen.91
                                • Berlin (DE): fördert queere Anlaufstellen und diskriminierungssensible Bildungsarbeit als Teil der kommunalen Strukturförderung.92

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                                85 IT.NRW (2024): Armutsgefährdung in Aachen – Statistikbericht https://www.it.nrw/nrw-32-millionen-menschen-waren-2024-armutsgefaehrdet-127524 ↩︎
                                86 Stadt Köln (2024): Bildung und Teilhabe-https://www.stadt-koeln.de ↩︎
                                87 Landeshauptstadt Düsseldorf (2024): Digitale Kitaplatzvergabe-https://www.duesseldorf.de ↩︎
                                88 Rijksoverheid Niederlande (2023): Mehrgenerationenquartiere und Pflege-https://www.rijksoverheid.nl↩︎
                                89 Stadt Frankfurt am Main (2024): Willkommenszentrum-https://www.frankfurt.de↩︎
                                90 Y-Foundation Helsinki (2024): Housing First Finland-https://ysaatio.fi↩︎
                                91 Stadt Köln (2023): Masterplan Parken für Pflege-https://www.stadt-koeln.de↩︎
                                92 Land Berlin (2024): Queeres Zentrum Berlin-https://www.berlin.de↩︎

Die 5+1 Heraus­forderungen

Volt hat 5+1 grundlegende Herausforderungen definiert, die in jedem europäischen Land und in Europa als Ganzes in Angriff genommen werden müssen.

Warum 5 + 1 Herausforderungen?

Die 5 Herausforderungen sind im Grunde für jedes Land die gleichen, aber ihre Umsetzung kann auf nationaler Ebene angepasst werden, um den lokalen Gegebenheiten Rechnung zu tragen.

Die Herausforderung Nr. 1 - unser Vorschlag zur Reform und Stärkung der EU - ist in allen unseren nationalen Programmen identisch.

Alle Programme
  • 01

    Ein intelligenter Staat

    Bildung und Digitalisierung sind Schlüsselelemente des 21. Jahrhunderts.

  • 02

    Wirtschaftliche Renaissance

    Eine innovative Wirtschaft ist der Motor für den Fortschritt der Gesellschaft.

  • 03

    Soziale Gleichberechtigung

    Niemand sollte zurückgelassen werden - ungeachtet von Geschlecht, Einkommen, Religion oder Herkunft.

  • 04

    Für globalen Ausgleich

    Europa muss seiner Verantwortung in der Welt zur Sicherung unserer gemeinsamen Zukunft gerecht werden.

  • 05

    Politisch aktive Bürgerschaft

    Die europäischen Bürger*innen müssen dazu in der Lage sein, fundierte politische Entscheidungen zu treffen, selbstständig über Wahlen hinaus Einfluss auf die Politik zu nehmen und ihre demokratischen Rechte auszuüben.

  • +1

    EU Reform

    Wir lieben die EU - das heißt aber nicht, dass es keinen Raum für Verbesserungen gibt.