Welche Ziele hat Volt? / Kommunalwahlprogramm 2025 - Für ein Aachen im Herzen Europas

1.1. Städtebau und Wohnen in Aachen - Wachsende Stadt, schrumpfender Wohnraum

1.1.0 Wohnraum für alle

Aachen wächst - doch viele Menschen finden keinen passenden Wohnraum. Besonders für Familien mit geringem Einkommen, Alleinerziehende, Studierende, Auszubildende und ältere Menschen wird es zunehmend schwer, eine bezahlbare Wohnung im eigenen Viertel zu finden. Zum Semesterstart müssen Studierende teilweise in Turnhallen schlafen, weil kein Wohnraum verfügbar ist. Politik und Verwaltung haben den Wohnungsmarkt zu lange Investoren überlassen, während eigene kommunale Bauprojekte kaum realisiert wurden und der sozialeWohnungsbau vernachlässigt wurde.

Laut Wohnungsmarktbericht 2024 fehlen in Aachen tausende Wohneinheiten, insbesondere im unteren Preissegment1. Gleichzeitig geht die Zahl der genehmigten Neubauten zurück: 2023 wurden nur 305 neue Wohnungen genehmigt - der niedrigste Wert seit Beginn der Marktbeobachtung2. Viele potenzielle Entwicklungsflächen sind blockiert, während die soziale Infrastruktur in Neubaugebieten oft fehlt. Die Klimakrise verschärft die Probleme durch Hitzewellen und versiegelte Flächen. Aachen braucht jetzt klimaangepasste, gemeinwohlorientierte und barrierefreie Wohnräume3. Aachen wird bis 2035 zur Stadt, in der alle Menschen bezahlbaren, barrierefreien und klimagerechten Wohnraum finden, unabhängig von Einkommen, Alter oder Herkunft. Wohnungsbau erfolgt sozial, ökologisch und bedarfsgerecht, wobei die Stadt aktiv in die Gestaltung eingreift und selbst Wohnraum schafft.

1.1.1 Die Stadt baut wieder selbst

Wir unterstützen die bereits beschlossene Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft ein, die in Eigenregie bezahlbaren Wohnraum schafft und Impulse auf dem Wohnungsmarkt setzt. Projekte mit langfristiger sozialer Bindung werden priorisiert umgesetzt. Beim Bau sollen vorrangig umweltfreundliche Baustoffe wie Holz, Lehm oder Recyclingbeton eingesetzt werden. Bei der energetischen Sanierung öffentlicher Gebäude bzw. der Sanierung von städtischen Wohngebäuden sind zudem neue Sanierungsmethoden wie die serielle Sanierung zu testen: Gebäude werden hierbei digital erfasst, passgenau vorgefertigt und nachfolgend besonders schnell mit nachhaltigen Baustoffen modernisiert.

1.1.2 Sparkasse für sozialen Wohnungsbau nutzen

Die Sparkasse Aachen ist gemeinwohlorientiert und erzielt hohe Gewinne, die teilweise in das Eigenkapital fließen. Über die S-Immo der Sparkasse kann eine Strategie für sozialen Wohnungsbau etabliert werden, unterstützt durch den Verwaltungsrat.

1.1.3 Bodenvorratspolitik und Maßnahmen gegen Bodenspekulation

Um die Bodenpolitik aktiv zu gestalten, kombiniert die Stadt den gezielten Erwerb von Grundstücken mit regulatorischen Maßnahmen zur Eindämmung von Spekulation. Die Stadt übt verstärkt Vorkaufsrechte aus und erwirbt Grundstücke, um diese selbst zu bebauen oder per Erbbaurecht an Genossenschaften und soziale Träger weiterzugeben. So behält die Stadt Einfluss auf die städtebauliche Entwicklung und verhindert Spekulation. Außerdem setzen wir uns für die Einführung der Grundsteuer C ein, die auf unbebaute, aber baureife Grundstücke erhoben wird. Damit sollen Anreize zur Aktivierung brachliegender Flächen geschaffen und Bodenspekulation entgegengewirkt werden.

1.1.4 Viertel der kurzen Wege schaffen

Wir fördern multifunktionale Viertel mit Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Freizeit in direkter Nähe. Parkplätze werden zu Schanigärten, Konsumzwang weicht konsumfreien Zonen.

1.1.5 Stadtentwicklung gemeinsam gestalten

Bauleitplanung wird digital, niedrigschwellig und öffentlich zugänglich. Bürger*innenräte und Beteiligungsbudgets sichern Mitsprache bei Quartiersplanungen.

1.1.6 Bestand vor Neubau-mit sozialem Konzept

Leerstand wird genutzt, Baulücken werden geschlossen. Nachverdichtungen erfolgen nur mit Mobilitäts- und Sozialkonzepten, Spekulation wird durch Baubindungen und Vorkaufsrechte unterbunden.

1.1.7 Flächen klug nutzen

Ein öffentliches Monitoring zeigt Flächenpotenziale auf. Wo Flächen fehlen, werden kreative Lösungen wie vertikale Verdichtung oder Zwischennutzungen gefördert. Mehrgeschossige Gebäude werden dort gefördert, wo sie zur Lebensqualität beitragen und sozial verträglich sind.

1.1.8 Nachhaltig und zukunftsfähig bauen

Die Stadt Aachen setzt auf Holzbau, Recyclingmaterial, Passivhausstandard und modulare Systeme für Neubauten.

1.1.9 Gemeinschaftliches Wohnen ermöglichen

Die Stadt Aachen setzt auf Holzbau, Recyclingmaterial, Passivhausstandard und modulare Systeme für Neubauten.

1.1.10 Wohnen im Alter ermöglichen

Wir fördern altersgerechte Wohnmodelle, Pflege-WGs und quartiersnahe Pflegestrukturen.

1.1.11 Forst als eigenen Stadtbezirk etablieren

Bis 2027 schafft Aachen den Bezirk Forst als eigenständige Verwaltungseinheit mit Bezirksvertretung und eigenem Budget. So wird die gezielte Förderung von Projekten aus dem ISEK Forst ermöglicht und die Sichtbarkeit des Stadtteils in politischen Prozessen erhöht.

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Unser Raum. Unsere Zukunft.

Aachen darf nicht weiter dem Markt überlassen bleiben. Mit kluger Bodenpolitik, eigenem Wohnungsbau und sozialer Stadtentwicklung schaffen wir Wohnraum, der für alle da ist. So gestalten wir eine Stadt, die lebenswert, gerecht und zukunftsfähig ist.

Best Practice

  • Wien (AT): Seit Jahrzehnten setzt Wien auf sozialen Wohnungsbau mit langfristiger Bindung. So wird Verdrängung vermieden, Nachbarschaften bleiben stabil und Mieten bezahlbar.4
  • Ørestad Süd, Kopenhagen (DK): Lebendige, gemischt genutzte Stadtviertel mit kurzen Wegen zeigen, wie hohe Dichte mit hoher Lebensqualität durch durchdachte Architektur und viel Grün kombiniert werden kann.5
  • Kö-Bogen II, Düsseldorf (NRW): Europas größtes begrünte Fassadenprojekt kühlt die Umgebung, verbessert die Luftqualität und setzt neue Maßstäbe für nachhaltige Architektur.6
  • Wohnprojekt Wien (AT): Verbindet gemeinschaftliche Wohnformen mit sozialer Gerechtigkeit. Bewohner*innen gestalten Planung und Nutzung aktiv mit und schaffen stabile Nachbarschaften.7
  • Bochum-Laer (NRW): Barrierefreies Quartier, das Wohnen, Pflege und Nachbarschaft verbindet, zeigt, wie gerechtes Wohnen funktioniert.8
  • Amsterdam (NL): Die Stadt nutzt digitale Tools und transparentes Flächenmonitoring („Expedition Free Space“) zur Identifizierung und Aktivierung ungenutzter Flächen für gemeinwohlorientierte Projekte – ohne zusätzliche Versiegelung. So werden spontane Initiativen unterstützt und vorhandene Räume nachhaltig genutzt.9

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1 Stadt Aachen (2024): Wohnungsmarktbericht https://www.aachen.de/in-aachen-leben/gesellschaft- soziales-wohnen/wohnen/wohnraumentwicklung/stadt-aachen-wohnungsmarktbericht-2024.pdf ↩︎
2 Stadt Aachen (2024): Genehmigungsstatistik 2023 https://www.aachen.de/in-aachen-leben/gesellschaft-soziales-wohnen/wohnen/ wohnraumentwicklung/stadt-aachen-wohnungsmarktbericht-2024.pdf ↩︎
3 Stadt Aachen (2023): Flächennutzungsplan AACHEN*2030 https://www.aachen.de/in-aachen- leben/planen-bauen/bauleitplanung-und-landschaftsplanung/flaechennutzungsplan/aachen-2030/ ↩︎
4 BID Institut: Sozialer Wohnungsbau in Wien https://www.bid.info/wp-content/uploads/2020/06/2020_01_29_BID-PM_Wien-Studie.pdf↩︎
5 City of Copenhagen: Ørestad Süd https://www.visitcopenhagen.com/oerestad↩︎
6 Stadt Düsseldorf (2023): Projekt Kö-Bogen II https://www.duesseldorf.de/medienportal/pressedienst-einzelansicht/pld/koe-bogen-ii-gewinnt-polis-award.html↩︎
7 Wohnprojekt Wien https://www.wohnprojekt-wien.at/↩︎
8 Stadt Bochum (2022): Projekt Laer https://www.bochum.de/amt-fuer-stadtplanung-und-wohnen/Dienstleistungen-und-Infos/ Stadterneuerung/Stadterneuerung-Laer↩︎
9 Gemeente Amsterdam (2021): Expedition Free Space 2020–2021. Programm zur Kartierung und Aktivierung ungenutzter Flächen für Projekte in Kultur, Nachhaltigkeit und Nachbarschaften. https://openresearch.amsterdam/image/2024/8/29/expedition_free_space_2020_2021_eng_tg.pdf↩︎

Die 5+1 Heraus­forderungen

Volt hat 5+1 grundlegende Herausforderungen definiert, die in jedem europäischen Land und in Europa als Ganzes in Angriff genommen werden müssen.

Warum 5 + 1 Herausforderungen?

Die 5 Herausforderungen sind im Grunde für jedes Land die gleichen, aber ihre Umsetzung kann auf nationaler Ebene angepasst werden, um den lokalen Gegebenheiten Rechnung zu tragen.

Die Herausforderung Nr. 1 - unser Vorschlag zur Reform und Stärkung der EU - ist in allen unseren nationalen Programmen identisch.

Alle Programme
  • 01

    Ein intelligenter Staat

    Bildung und Digitalisierung sind Schlüsselelemente des 21. Jahrhunderts.

  • 02

    Wirtschaftliche Renaissance

    Eine innovative Wirtschaft ist der Motor für den Fortschritt der Gesellschaft.

  • 03

    Soziale Gleichberechtigung

    Niemand sollte zurückgelassen werden - ungeachtet von Geschlecht, Einkommen, Religion oder Herkunft.

  • 04

    Für globalen Ausgleich

    Europa muss seiner Verantwortung in der Welt zur Sicherung unserer gemeinsamen Zukunft gerecht werden.

  • 05

    Politisch aktive Bürgerschaft

    Die europäischen Bürger*innen müssen dazu in der Lage sein, fundierte politische Entscheidungen zu treffen, selbstständig über Wahlen hinaus Einfluss auf die Politik zu nehmen und ihre demokratischen Rechte auszuüben.

  • +1

    EU Reform

    Wir lieben die EU - das heißt aber nicht, dass es keinen Raum für Verbesserungen gibt.