2.1. Klimaschutz und Nachhaltigkeit - Eine Zukunft für Aachen und für uns
2.1.0 Unsere Vision: Aachen wird klimaneutral, sozial gerecht und lebenswert.
Aachen ist spürbar vom Klimawandel betroffen. Extremwetterereignisse wie Starkregen, Überschwemmungen und Hitzeperioden nehmen zu, Straßen und Keller laufen voll, Asphalt und Beton heizen sich auf, besonders in dicht bebauten Vierteln wie der Innenstadt oder Aachen-Ost. Diese Entwicklungen gefährden die Gesundheit, insbesondere von älteren Menschen, Kindern und Menschen mit Vorerkrankungen. Gleichzeitig verursacht unsere Lebensweise weiterhin hohe CO₂-Emissionen durch Verkehr, Energieverbrauch, Müll und Konsum. Obwohl sich Aachen ambitionierte Klimaziele gesetzt hat, kommen viele Maßnahmen nur schleppend voran. Es fehlt an Personal, klaren Zuständigkeiten, Beteiligung und Tempo. Kommunale Entscheidungen bei Bebauungsplänen, Nahverkehr und der Energieversorgung sind entscheidend. Gerade in Aachen kann die Stadt viel bewegen: Sie entscheidet über Bebauungspläne, Infrastruktur für die Energieversorgung durch die STAWAG und die Ausgestaltung des Nahverkehrs durch die ASEAG. Kommunale Entscheidungen sind deshalb entscheidend dafür, wie nachhaltig wir künftig leben. Viele unserer Vorschläge bauen auf dem auf, was in Aachen bereits passiert. Die Stadt hat mit dem Programm Klima plus eine neue Anlaufstelle geschaffen, die Bürger*innen und Unternehmen zu klimafreundlichem Handeln berät. Auch das integrierte Klimaschutzkonzept (IKSK), der Ausbau erneuerbarer Energien und die Sanierung städtischer Gebäude sind wichtige Schritte. Wir begrüßen und fördern diese Maßnahmen ausdrücklich.
2.1.1 Kommunalen Klimaschutz verbindlich machen
Wir setzen uns für ein kommunales Klimabudget ein, das alle Entscheidungen auf ihre Klimawirkung prüft und CO₂-Grenzen festlegt. Ein Masterplan "Klimaneutralität" legt Zielpfade und Verantwortlichkeiten fest, Klimaschutz wird zur Pflichtaufgabe bei allen Entscheidungen.
2.1.2 Städtische Gebäude klimaneutral umbauen
Die vom Rat der Stadt Aachen beschlossene Ausstattung der öffentlichen Gebäude mit Photovoltaikanlagen schreitet voran. Volt Aachen setzt sich dafür ein, dass auch sämtliche geeigneten städtischen Wohngebäude mit PV-Anlagen ausgestattet werden und die erforderlichen Mittel im Haushalt bereitgestellt werden. Die Installation von Photovoltaikanlagen aus europäischer Produktion soll dabei gezielt priorisiert werden. Neubauten der Stadt Aachen sollen grundsätzlich nach dem Prinzip der Plusenergie geplant und gebaut werden. Bei einem Plusenergiehaus wird auf der Liegenschaft des Gebäudes mehr Energie gewonnen, als von der äußeren Energieinfrastruktur für den Verbrauch bezogen wird.
2.1.3 Fassadenbegrünung stärken
Fassadenbegrünung ist im Aachener Stadtbild trotz Förderung und Werbung durch die Stadt Aachen bisher kaum umgesetzt worden. Volt Aachen setzt sich auch weiterhin für eine kommunale Umsetzung der Fassadenbegrünung bei städtischen Gebäuden und die Förderung und Beratung privater Gebäudebesitzer*innen ein. Bei Neubau- und Gebäudesanierungen der Stadt Aachen, wie z.B. dem “Haus der Neugier”, muss die Stadt Aachen mit Vorbildcharakter vorangehen. Die Bewerbung von Fassadenbegrünung durch die Stadt Aachen muss ausgebaut werden. Privateigentümer*innen sind eine wichtige Säule für eine klimaresiliente Stadt.
2.1.4 Ausweitung der Dachbegrünungen
Die Katalogisierung der Dachbegrünungen auf schulischen Gebäuden durch die Stadt Aachen ist auf sämtliche öffentlichen Gebäude und städtischen Wohngebäude auszuweiten. Eine Bestandsaufnahme mit Aufnahme der potentiell geeigneten Dachflächen ist zu erstellen. Ein Maßnahmenkatalog im Rahmen der zukünftigen Sanierungsmaßnahmen für die Dachflächen ist zu entwickeln. Die Kosten für eine zukünftige Dachbegrünung sind in den betreffenden Sanierungsmaßnahmen bzw. im Haushalt der kommenden Jahre zu berücksichtigen. Innovative Methoden wie die serielle Sanierung werden getestet, nachhaltige Baustoffe eingesetzt und Klima-Folgekosten bereits bei der Planung berücksichtigt.
2.1.5 Private Sanierung unterstützen
Die Stadt bietet unabhängige, mehrsprachige Sanierungsberatung für Eigentümer*innen und Mieter*innen an. Wir fördern energetische Quartierskonzepte mit gemeinschaftlicher Energieversorgung, solidarischen Finanzierungsmodellen und sozial gerechten Förderprogrammen, um Verdrängung zu verhindern.
2.1.6 Sandrecycling
Volt Aachen setzt sich entsprechend unseres Ratsantrag für die Umsetzung eines Verpflichtendes Sandrecycling in Aachen ein. Recyclingsand kann sowohl im Straßenbau, Bauwesen, Garten- und Landschaftsbau und Leitungsbau eingesetzt werden. Recyclingquoten für Sand sind im Sinne der Kreislaufwirtschaft zu erhöhen.
2.1.7 Kreislaufwirtschaft und nachhaltiger Konsum
Wir fördern Repair-Cafés, Leihläden und Sharing-Angebote, richten das städtische Beschaffungswesen an Klimaschutz und fairen Standards aus und schaffen Zero-Waste-Quartiere. Bildungsangebote stärken Müllvermeidung und richtige Trennung. Mit einer Verpackungssteuer auf Einwegverpackungen fördern wir den Umstieg auf Mehrweg.
2.1.8 Klimabildung und Beteiligung stärken
Klimaschutz wird Teil des Schulalltags, die Stadt fördert Klima-Spaziergänge, Mitmach-Bürgerhaushalte und ein kommunales Klima-Portal. Beteiligungsformate werden regelmäßig evaluiert und angepasst.
2.1.9 Nachhaltige Ernährung und Landwirtschaft fördern
Kommunale Flächen werden an ökologische Betriebe verpachtet, solidarische Landwirtschaft und Agro-Photovoltaik unterstützt. Wir unterstützen Konzepte wie HypoWave+ (Wasserwiederverwertung) und Agroforstwirtschaft, verhindern Preisspekulationen auf landwirtschaftlichen Flächen und binden Landwirt*innen aktiv in Planungsprozesse ein. Durch ein verpflichtendes zusätzliches veganes Angebot in allen städtischen Kantinen leisten wir einen konkreten Beitrag zu Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit.
2.1.10 Wochenmärkte für regionale Produkte
Für die Förderung von regionalem Anbau und die Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten möchten wir uns weiterhin für funktionierende Wochenmärkte einsetzen. Diese sollen weiterhin in den unterschiedlichen Quartieren stattfinden und besser, als bisher mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein. Die Wochenmärkte stellen eine Aufwertung und Attraktivitätssteigerung der Stadtviertel dar und beleben auch eher ruhige Wohnquartiere und bieten Anwesenden die Möglichkeit, frische Lebensmittel zu erwerben, auch wenn keine Supermärkte mehr in der Nähe sind, wie beispielsweise in Kornelimünster.
Zuständigkeiten klar benennen und Zusammenarbeit mit der Stadt stärken
In Aachen überschneiden sich kommunale und regionale Zuständigkeiten - auch beim Klimaschutz. Die Stadt ist verantwortlich für Planung, Baugenehmigungen, städtische Klimaziele, Grünflächen, Müllentsorgung und die Stadtwerke. Die Städteregion übernimmt Aufgaben mit Einfluss auf das Klima – etwa die Verkehrsplanung, Abfallwirtschaft, Hitzeschutz und Gesundheitsvorsorge. Damit Klimapolitik wirkt, braucht es klare Zuständigkeiten, abgestimmte Strategien – und Transparenz für die Bürger*innen. Klimaschutz wird als Querschnittsaufgabe in der Verwaltung verankert – mit klarer Zuständigkeit im Rathaus, CO₂-Budgets für alle Fachbereiche und einem jährlichen Monitoring-Bericht. Aachen verfügt bereits über das Programm „Klima plus“, das wir stärken und mit neuen Beteiligungsformaten, Monitoring und sozial gerechtem Klimaschutz verzahnen wollen. Unser Ziel ist es, bestehende Ansätze zu stärken, Lücken zu schließen und neue Impulse zu geben.
- Emsdetten (NRW): Die Stadt hat ein verbindliches Klimabudget eingeführt, das alle kommunalen Entscheidungen an CO₂-Grenzen koppelt und Klimaschutz zur Pflichtaufgabe macht. So wird der Klimaschutz wirksam in der Verwaltung verankert und messbar gesteuert.23
- Leuven (BE): Hier begleitet ein Klima-Bürger*innenrat den Weg zur Klimaneutralität aktiv und sorgt für echte Mitbestimmung. Die Menschen vor Ort entwickeln gemeinsam Lösungen und stärken die Akzeptanz von Klimaschutzmaßnahmen.24
- Xanten (NRW): Mit einer Vorgartensatzung gegen Schottergärten schützt Xanten das Mikroklima und die Artenvielfalt vor Ort. Das zeigt, wie auch kleine Flächen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können.25
- Kerkrade (NL): Schulen in Kerkrade binden Schüler*innen aktiv in Mülltrennung und Recycling ein. So lernen junge Menschen nachhaltiges Handeln von Anfang an.26
- Kornelimünster (DE): Der Wochenmarkt gilt als Best-Practice-Beispiel, weil er regionale Qualität, ein attraktives Ambiente, nachhaltige Maßnahmen und soziale wie kulturelle Angebote erfolgreich miteinander verbindet und so Woche für Woche zahlreiche Besucher:innen anzieht. 27
Die 5+1 Herausforderungen
Volt hat 5+1 grundlegende Herausforderungen definiert, die in jedem europäischen Land und in Europa als Ganzes in Angriff genommen werden müssen.
Warum 5 + 1 Herausforderungen?
Die 5 Herausforderungen sind im Grunde für jedes Land die gleichen, aber ihre Umsetzung kann auf nationaler Ebene angepasst werden, um den lokalen Gegebenheiten Rechnung zu tragen.
Die Herausforderung Nr. 1 - unser Vorschlag zur Reform und Stärkung der EU - ist in allen unseren nationalen Programmen identisch.
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01
Ein intelligenter Staat
Bildung und Digitalisierung sind Schlüsselelemente des 21. Jahrhunderts.
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02
Wirtschaftliche Renaissance
Eine innovative Wirtschaft ist der Motor für den Fortschritt der Gesellschaft.
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03
Soziale Gleichberechtigung
Niemand sollte zurückgelassen werden - ungeachtet von Geschlecht, Einkommen, Religion oder Herkunft.
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04
Für globalen Ausgleich
Europa muss seiner Verantwortung in der Welt zur Sicherung unserer gemeinsamen Zukunft gerecht werden.
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05
Politisch aktive Bürgerschaft
Die europäischen Bürger*innen müssen dazu in der Lage sein, fundierte politische Entscheidungen zu treffen, selbstständig über Wahlen hinaus Einfluss auf die Politik zu nehmen und ihre demokratischen Rechte auszuüben.
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+1
EU Reform
Wir lieben die EU - das heißt aber nicht, dass es keinen Raum für Verbesserungen gibt.