1.2. Mobiles Köln
Mobilität ist ein Grundbedürfnis. Jeder Mensch möchte schnell, bequem, zuverlässig und sicher von A nach B kommen. Wir wünschen uns ein Köln, das Menschen genau das ermöglicht – und zwar, ohne die Umwelt oder andere Menschen zu belasten. Leider wurde in der Mobilitätsplanung jahrelang das Auto an die erste Stelle gesetzt – die Konsequenzen: Volle Straßen, Lärm und Unfälle gehören für Kölner*innen zur Tagesordnung. Der Fokus auf das Auto kostet uns Geld, Nerven und einige sogar ihr Leben. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind unterfinanziert, was zu Ausfällen von Bahn- und Busverbindungen und schlechten Arbeitsbedingungen führt. Gleichzeitig hinkt die Kölner Rad- und Fußinfrastruktur den Ansprüchen an eine moderne Metropole hinterher.
Mobilitätsplanung für alle – sicher und gerecht
In den letzten Jahren ist das Bewusstsein, dass sich etwas ändern muss, deutlich gestiegen. Volt hat vier Jahre als Teil des Kölner Gestaltungsbündnisses dafür gekämpft, die Situation zu verbessern. Wir haben erreicht, dass fast ein Drittel der Parkflächen umgewidmet wird, um den Umweltverbund, das Handwerk, die Pflege sowie die E-Mobilität gezielt zu fördern. Außerdem ist es dank unserer Initiative nun möglich, Parktickets digital zu bezahlen. Wir haben erfolgreich Bürokratie in Verwaltungsprozessen abgebaut und dafür gesorgt, dass Bau- und Planungsbeschlüsse zusammengelegt werden. Wir werden uns auch weiterhin für eine zukunftsfähige Mobilität in Köln engagieren.
Deshalb setzt sich Volt für diese Zukunft ein:
Sichere und moderne Infrastruktur für alle Verkehrsteilnehmenden: Der Ausbau einer sicheren Verkehrsinfrastruktur steht im Mittelpunkt. Geschützte Radwege und eine klare Trennung der Mobilitätsarten sorgen für mehr Sicherheit und Komfort im Straßenverkehr. Sichere Übergänge werden durch bessere Sicht an Kreuzungen, Aufpflasterungen und vorrangige Zebrastreifen gefördert. Zudem verbessern intelligente Systeme wie Sensoren und adaptive Ampeln die Mobilitätssteuerung und warnen frühzeitig vor Gefahren. Eine bessere Beleuchtung an Übergängen, Haltestellen und Kreuzungen erhöht die Sichtbarkeit aller Verkehrsteilnehmenden und trägt zu mehr Sicherheit im öffentlichen Raum bei.
Optimierte Wege: Gemeinsam für ein besseres Miteinander! Volt Köln setzt sich für ein harmonisches Miteinander aller Verkehrsteilnehmenden ein – egal ob zu Fuß, mit dem Rad, dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln. Wir wollen klare Prioritäten setzen: Freie Busspuren ermöglichen der KVB zuverlässige und schnelle Verbindungen, etwa auf der Aachener Straße. Durchdachte Radwege, die getrennt von Fußwegen verlaufen, sorgen für ein sicheres Vorankommen. Um die vielen bestehenden Problemstellen zügig zu entschärfen, setzen wir auf schnellere Entscheidungsprozesse, pragmatische Lösungen und mehr Personal in der Stadt- und Mobilitätsplanung. Gemeinsam gestalten wir eine Stadt, in der Mobilität sicher ist – für alle.
Mobility as a Service: Volt Köln setzt sich für die Modernisierung der Sharing-Angebote für Fahrräder, Lastenräder und E-Scooter ein, um diese umweltfreundlichen Verkehrsmittel effizienter und nutzungsfreundlicher zu machen. Sharing-Systeme sollen schneller, zuverlässiger und umweltfreundlicher werden, indem Fahrräder und E-Scooter an festen Stationen abgegeben und aufgeladen werden können. Dieses Modell, wie es in Danzig und Gdingen funktioniert, sorgt für weniger Verkehr auf Gehwegen und eine bessere Umweltbilanz. Zudem soll die KVB-Fahrradflotte modernisiert und ausgebaut werden, und die Fahrräder sollen per App genauso schnell entsperrt werden wie bei der Konkurrenz. Ein weiteres Ziel ist die Integration von Sharing-Angeboten in eine einzelne Mobility-as-a-Service (MaaS)-Plattform, um das Letzte-Meile-Problem zu lösen.
Tempo 30 in der Innenstadt: Wir setzen uns für Tempo 30 in der gesamten Innenstadt ein. Dadurch wird die Lärmbelastung deutlich verringert und der Feinstaubausstoß sinkt, da der Verkehr gleichmäßiger fließt. Auch der Kraftstoffverbrauch verringert sich, da konstantes Fahren bei niedrigen Geschwindigkeiten effizienter ist. Tempo 30 erhöht die Sicherheit für Fußgänger*innen und Radfahrende, indem sich der Bremsweg von Autos verkürzt und Unfälle weniger schwerwiegende Folgen haben. Die Fahrtdauer und die maximale Kapazität der Straße werden dabei kaum beeinträchtigt.
Bologna hat im Januar 2024 ein flächendeckendes Tempolimit von 30 km/h eingeführt. Seitdem verzeichnet die Stadt keine tödlichen Unfälle mit Fußgänger*innen mehr – erstmals seit 1991. Die Zahl der Verkehrstoten insgesamt hat sich nahezu halbiert. Zudem sind weniger Autos auf den Straßen, was zu einer Reduktion der Stickstoffemissionen um 29 % geführt hat. Außerdem ist die Fahrradnutzung um 10 % gestiegen.
Fußverkehrsbeauftragte in Köln stärken und handlungsfähiger machen: Um die Handlungsfähigkeit der Fußverkehrsbeauftragten in der Verwaltung zu stärken, sollen Mitarbeiter*innen aus verschiedenen Verwaltungsbereichen, wie Tourismus, Statistik oder der Abteilung für Senior*innen und Menschen mit Behinderung, einen Teil ihrer Arbeitszeit dafür einsetzen, eine interdisziplinäre Herangehensweise zu gewährleisten.
Schnelleres Vorankommen für umweltfreundliche Fortbewegung: Ausgewählte Fahrspuren sollen exklusiv durch Busse oder Carsharing-Fahrzeuge befahren werden. Dadurch werden sie deutlich attraktiver, da sie sich weniger durch den Stau quälen müssen und man mit ihnen schneller ans Ziel kommt. Gleichzeitig sollen Ampelschaltungen Radfahrer*innen und Fußverkehr Vorrang geben. Kürzere Wartezeiten und ein flüssiger Verkehrsfluss machen das Gehen und Radfahren attraktiver und effizienter.
Stärkere Kontrolle des motorisierten Verkehrs für mehr Sicherheit: Um die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen, wird der motorisierte Individualverkehr strenger kontrolliert. Mehr Geschwindigkeitsmessungen und Abstandskontrollen sollen Verkehrsverstöße konsequenter ahnden. Dabei setzen wir verstärkt auf automatisierte Systeme, um die Kontrollen effizient und kostengünstig zu gestalten. Abschnittskontrollen ermöglichen eine präzisere Geschwindigkeitsüberwachung über längere Strecken, während mobile Blitzer gezielt an Unfall-Hotspots eingesetzt werden, um Unfälle zu reduzieren. Die Einführung und Prüfung neuer Technologien soll kontinuierlich vorangetrieben werden, um den Verkehr sicherer und gerechter zu machen.
Stau-Bepreisung für Köln: Die Stau-Bepreisung ist eine Gebühr für Autos und Lkw in bestimmten Stadtgebieten, um den Verkehr zu reduzieren, die Luftqualität zu verbessern und den ÖPNV zu stärken. Gleichzeitig verschiebt sie die Kosten des Autoverkehrs, die aktuell von der Allgemeinheit getragen werden, zurück zu den Verursachenden. Erfolgreiche Beispiele aus London, Stockholm und Singapur zeigen, dass dadurch Staus verringert, Unfälle reduziert und die Kosten gerechter verteilt werden. Die Maut soll digital per Nummernschilderkennung erhoben und nach Schadstoffausstoß gestaffelt werden, mit sozialen Vergünstigungen für Bedürftige.
Parkraummanagement
Dynamische Parkgebühren und nachhaltige Nutzung des Parkraums: Die Parkgebühren werden variabel nach Faktoren wie Fahrzeuggröße, Gewicht, Umweltbelastung sowie Tageszeit und Auslastung berechnet. Größere, schwerere und umweltschädliche Fahrzeuge kosten mehr, während emissionsarme Fahrzeuge Vergünstigungen erhalten. Zusätzlich werden Parkplätze in stark frequentierten Innenstädten schrittweise reduziert und für alternative Nutzungen wie entsiegelte Grünflächen, Radwege oder Fußverkehrszonen umgestaltet.
Digitale Parkscheinautomaten und automatisierte Kontrolle: Alle Parkautomaten werden durch digitale Systeme ersetzt, die eine Kennzeicheneingabe erfordern. Die Parkzeit kann per App oder am Terminal flexibel verlängert werden. Gleichzeitig ermöglichen Kamerasysteme an festen Kontrollpunkten oder mobilen Fahrzeugen eine automatisierte Überwachung, um falsch parkende Fahrzeuge sofort zu erfassen und zu ahnden. Beispielsweise können Busse der KVB mit Kameras ausgestattet werden, mit denen falsch geparkte Autos automatisiert erfasst werden.
Strengere Strafen und konsequente Durchsetzung der Parkregeln: Durch häufigere Kontrollen und den Einsatz intelligenter Kamerasysteme werden Verstöße schneller erkannt und konsequent geahndet. Fahrzeuge, die unberechtigt abgestellt wurden und andere Verkehrsteilnehmende gefährden können, sollen effizienter abgeschleppt und mit höheren Strafen belegt werden.
Alternative Parkflächen außerhalb der Innenstadt: Um den Parkdruck in der Kölner Innenstadt zu reduzieren, sollen Parkflächen am Stadtrand für eine erhöhte Nutzung angepasst werden. Diese dienen nicht nur als klassische Park & Ride-Möglichkeiten, sondern bieten auch Stellplätze für Campingfahrzeuge, die aktuell und teils langfristig innerstädtische Parkräume blockieren. In der Innenstadt selbst wird das Parken für Wohnmobile und ähnliche Fahrzeuge auf kurze Zeiträume begrenzt. So schaffen wir mehr Platz für Anwohnende sowie Besucher*innen und schaffen eine lebenswertere Stadt.
Belebte und autoarme Veedel
Verkaufsoffene & autofreie Sonntage für lebenswerte Veedel: Langfristig sollen Stadtteile möglichst autoarm werden. Um die Akzeptanz dafür zu erhöhen, setzen wir uns in der nächsten Wahlperiode dafür ein, dass verkaufsoffene Sonntage in ausgewählten Veedeln autofrei gestaltet werden. So erleben Bürgerinnen und Bürger den Mehrwert verkehrsberuhigter Quartiere direkt. Die lokale Wirtschaft wird gestärkt, indem ausschließlich örtliche Gastronomien Verkaufsangebote machen dürfen – Foodtrucks von außerhalb erhalten keine Genehmigung, um die Betriebe vor Ort zu fördern.
Superveedel: Lebenswerte, autoarme Wohnquartiere – Superveedel basieren auf dem Superblock-Konzept, bei dem mehrere Häuserblocks zu einer Einheit zusammengefasst werden, in der der Durchgangsverkehr für Autos eingeschränkt ist. Durch physische Barrieren, Einbahnstraßenregelungen und Verkehrsberuhigung wird der motorisierte Verkehr reduziert, während Fuß- und Radverkehr im Mittelpunkt stehen. Um nachhaltige Mobilität zu fördern, werden Radwege ausgebaut, Fußverkehrszonen verbessert und Carsharing-Stationen integriert. Ehemalige Parkflächen und Fahrbahnen werden zu Grünflächen, Spielplätzen und Gemeinschaftsbereichen umgestaltet, um die Aufenthaltsqualität zu steigern. Die Anwohnenden werden durch Workshops und Umfragen aktiv in die Planung einbezogen, sodass die Veedelsblöcke den Bedürfnissen der Gemeinschaft entsprechen.
Im Rahmen des Stadt-Verkehrswegeplans 2013 bis 2018 für Barcelona ist der Ausbau sogenannter „Superblocks“ vorgesehen. Einen Superblock kann man sich wie eine verkehrsarme Zone vorstellen, jedoch umfasst jeder Superblock einen Bereich von ca. 400 × 400 m, in dem Vorrang für den Fuß- und Fahrradverkehr gewährt wird. PKWs dürfen sich nur noch mit ca. 10 km/h bewegen, wobei die Einfahrt vor allem auf Anwohner*innen und notwendigen Lieferverkehr beschränkt ist. Durchgangsverkehr wird um die Superblocks herum über Straßen mit höherer Geschwindigkeit geleitet. Das Ziel ist nicht nur die Verkehrsberuhigung, sondern auch, den Zugang zum öffentlichen Raum „Straße“ wieder als Lebens- und Aufenthaltsraum für Erwachsene und Spielfläche für Kinder zu ermöglichen. Darüber hinaus sollen Verkehrsverletzte und -tote sowie Lärm- und Luftbelastung stark reduziert werden. Trotz anfänglicher Kritik entwickelten sich lokale Geschäfte meist positiv, mit teils mehr Kundschaft und Umsatz.
Privates Carsharing: Die Stadt Köln wird angeregt, in Nachbarschaften und Veedeln Informationsveranstaltungen anzubieten und über die Möglichkeiten von privatem Carsharing und deren Umsetzung aufzuklären. Die Verwaltung wird angehalten, aufkommende private Carsharing-Netzwerke durch Wissenstransfer zu unterstützen.
Bus und Bahn wie in der Schweiz
Autonom fahrende Stadtbahnen für einen effizienten Nahverkehr: Der Einsatz von autonom fahrenden Stadtbahnen in der Stadtbahnsteuerung soll die angespannte Personalsituation im ÖPNV entlasten. Zunächst sollen unterirdische Abschnitte automatisiert werden, da es dort keine Überschneidungen mit anderen Verkehrsmitteln gibt. Für Linien 3 und 4 kann beispielsweise der Abschnitt zwischen Süivenstraße und Rochusplatz automatisiert werden, was bereits über 30 % der Strecke entspricht. Ziel dieser Maßnahme ist keinesfalls ein Personalabbau, sondern die Erhöhung der Qualität und der Ausgleich von fehlenden Stellen. Volt setzt sich dafür ein, dass Köln als Vorreitermetropole Mittel für Forschung bekommt.
Bessere Arbeitsbedingungen bei der KVB:
- bessere Schichtplanung mit einer standardmäßigen Ruhezeit von 11 statt 10 Stunden zwischen den Diensten
- Begrenzung der Dienstlänge auf maximal 10 Stunden
- Abschaffung geteilter Dienste, die zu langen, unbezahlten Pausen zwischen zwei Teilschichten führen
Zudem setzen wir uns für den Einsatz von Bodycams für Fahr- und Begleitpersonal wie Ticketkontrolleur*innen ein. Diese sollen potenzielle Angreifende abschrecken und im Ernstfall als Beweismittel dienen.
Ausbau intelligenter Busrouten: Volt Köln setzt sich für den Ausbau intelligenter Busrouten ein, um den ÖPNV effizienter und attraktiver zu gestalten. Mithilfe eines Open-Data-Ansatzes können KVB-Daten zu Auslastung und Taktung analysiert und mit Künstlicher Intelligenz optimierte Routen entwickelt werden. Ein Machine-Learning-Wettbewerb, der in Boston Millionen einsparte, kann dabei helfen. Parallel dazu setzen wir auf eine Stadtplanung, die mehr Raum für nachhaltige Mobilität schafft, ähnlich wie in Paris, wo autofreie Zonen den Radverkehr massiv gefördert haben.
Öffentliche Daten für öffentliche Gelder: Wir setzen uns dafür ein, dass ein großer Teil der Daten der KVB für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Dazu gehören Informationen zu Ausfällen, Pünktlichkeit, GPS-Standortdaten und Statistiken über defekte Aufzüge und Rolltreppen. Diese Transparenz ist notwendig, um das Vertrauen in den ÖPNV zu stärken und die Mobilitätswende zu fördern, indem Nutzer*innen rechtzeitig über Änderungen oder Verspätungen informiert werden.
Optimierung des Busverkehrs: Volt Köln setzt sich für die Optimierung des Busverkehrs ein. Durch einen öffentlichen Wettbewerb sollen innovative Lösungen für effizientere Routen gefunden werden. Grundlage dafür ist die Veröffentlichung relevanter KVB-Daten – unter anderem zur Auslastung, Taktung, Verspätungshäufigkeit und Haltestellenfrequenz. Die besten eingereichten Konzepte sollen anschließend getestet und in den regulären Betrieb übernommen werden.
Nutzung alter Frachtbahn-Trassen: Volt Köln setzt sich für die Durchführung einer Machbarkeitsstudie zum Potenzial der Umnutzung ehemaliger Frachtbahntrassen für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) ein. Die Einrichtung von Stadtbahn- bzw. S-Bahnlinien auf den potenzialträchtigsten Strecken soll vorangetrieben werden, sollte Potenzial für eine Umnutzung festgestellt werden.