Mitspracherecht für Jugendliche in Darmstadt
Autorin: Matilda Bootz
Unsere Schülerpraktikantin Matilda (15) hat sich unter anderem mit dem Thema Kinder- und Jugenbeteiligung auseinandergesetzt, das diesen Monat auch in der Stadtverordnetenversammlung besprochen werden soll. Hier stellt sie uns ihre Erkenntnisse und Ideen vor.
„Was kann ich denn schon tun?“
Das höre ich ständig. Ob es ums Fleischessen geht („Warum aufhören? Einer allein macht eh keinen Unterschied.“) oder ums Wählen („Machen doch die anderen.“). Besonders oft fällt dieser Satz bei Politik: „Das ist doch das Zeug, das die da oben im Bundestag machen. Ändern kann ich sowieso nichts.“
Politik? Nicht mein Ding?
Viele denken, dass Politik etwas ist, worauf sie keinen Einfluss haben – vor allem Jugendliche. „Wie soll ich denn Olaf Scholz sagen, dass er mal was ändern soll? Auf ihn zugehen, ihm die Hand schütteln und ganz lieb ‚ "bitte" sagen?“ Und wenn selbst Erwachsene oft das Gefühl haben, nichts bewegen zu können, wie soll dann die Jugend etwas schaffen?
Das ist echt schade, denn gerade in unserem Alter gibt es viele gute Ideen! Doch oft fehlt einfach ein Anfang. Viele haben vielleicht schon vom Jugendparlament gehört, aber Hand aufs Herz: Das klingt doch ziemlich abgehoben, oder? Nach Berlin, Einser Schülern und 100 Awards. Fast wie eine Bühne, auf die man als „normaler“ Teenager gar nicht kommt.
Wie geht’s kleiner?
Aber Politik muss nicht gleich „groß“ sein! Man kann auch auf kleinerer Ebene starten – zum Beispiel in der eigenen Stadt. Hier in Darmstadt soll demnächst das Jugendplenum für alle zwischen 12 und 17 Jahren starten. Hier könnt ihr Vorschläge machen, in Ausschüssen mitreden und eure Ideen vorstellen. Das ist eine echte Gelegenheit, aktiv zu werden, ohne direkt riesigen Druck zu spüren.
Deine Chance, etwas zu bewegen!
Die Stadt Darmstadt will, dass Kinder und Jugendliche wirklich mitreden können – und nicht nur in der Theorie. Ihr habt das Recht, eure Meinung zu sagen, und diese Meinung muss auch ernst genommen werden. Also: Meckern bringt nichts. Warum nicht einfach mal ausprobieren, was möglich ist?
Mitmachen bedeutet, Teil von Entscheidungen zu sein, die euch betreffen. Und das funktioniert, wenn alle ein paar Grundregeln beachten:
Respekt: Jeder soll fair behandelt werden.
Verstehen: Ihr lernt, wie politische Entscheidungen überhaupt ablaufen.
Mitgestalten: Eure Ideen sind gefragt – und willkommen!
Adultismus? Muss weg!
Ein großes Problem ist oft „Adultismus“ – die Haltung, dass Erwachsene alles besser wissen und Jugendliche nicht ernst nehmen. Das wollen wir ändern. Es geht darum, gleiche Rechte und eine faire Vertretung zu schaffen. Schließlich wisst ihr genauso gut, was ihr braucht, um in dieser Stadt glücklich zu leben.
Wie könnt ihr euch einbringen?
Darmstadt bietet viele Möglichkeiten:
Im Alltag – ob in der Schule oder Freizeit, ihr könnt Entscheidungen mitgestalten.
Bei Projekten – sagt eure Meinung, z. B. bei der Planung eines neuen Spielplatzes.
Mit eigenen Ideen – startet eure eigenen Projekte!
Online – beteiligt euch an Umfragen oder macht bei Workshops mit.
Das kann nun durch das Jugendparlament umgesetzt werden, die bisher größte Veränderung in dem Konzept zur Kinder- und Jugendbeteiligung der Wissenschaftsstadt Darmstadt.
Und warum das Ganze? Neben dem Spaß am Mitreden bringt es euch auch was: Gutscheine, politische Bildung, Snacks bei Events – und das gute Gefühl, wirklich etwas verändert zu haben.
Jetzt seid ihr dran!
Es ist höchste Zeit, dass Jugendliche endlich ernst genommen werden. 16 Prozent der Bevölkerung sind unter 18 Jahren – trotzdem hört man uns oft nicht zu, obwohl wir genauso von den Entscheidungen betroffen sind wie die Erwachsenen. Das Jugendplenum in Darmstadt ist eine echte Chance, das zu ändern. Aber es braucht mehr als gute Absichten, damit das wirklich funktioniert.
Damit das Jugendplenum erfolgreich wird, sollte es keine Bühne für Jugendvertreter*innen großer Parteien sein. Stattdessen braucht es eine faire Repräsentation, in der sich alle Gesellschaftsschichten wiederfinden. Und bevor es richtig losgeht, wäre eine einjährige Einarbeitungsphase sinnvoll: Zeit, um Strukturen aufzubauen, Interessent*innen zu gewinnen und Ideen zu sammeln. Eine erwachsene Begleitung kann unterstützen, sollte aber nicht dominieren.
Warum das alles?
Weil wir Jugendliche genauso von der Zukunft betroffen sind wie die Erwachsenen. Jetzt habt ihr die Chance, etwas zu bewegen – nutzt sie! Wie heißt es so schön? „Wenn du willst, dass sich etwas ändert, dann fang an, es zu ändern.“
Für mehr Infos:
Vorlage für die Stadtverordnetenversammlung am 10.12.2024
Wenn du wissen willst, mit welchen weiteren Themen sich Matilda in ihrem Praktikum befasst hat und welche Erkenntnisse sie mitnimmt, kannst du hier ihren Bericht lesen.