Darmstadt wächst – warum Stillstand keine Option ist (und wie wir es besser machen)

Am 28. November 2025 hat die Wissenschaftsstadt Darmstadt zur zweiten Wachstumskonferenz ins Darmstadtium eingeladen. Es wurde viel diskutiert und zahlreiche Herausforderungen wurden benannt – doch konkrete Lösungen blieben oft noch aus.

5. Dez 2025
Luftaufnahme von Darmstadt (Fotografin: Nina Adam)

Manche von euch blicken mit Sorge auf das Wachstum unserer Stadt. Was passiert, wenn mehr Menschen in Darmstadt leben und wohnen? Drohen überlastete Schulen? Geht das vertraute Miteinander verloren? Steigen die Mieten noch weiter? Wir als Volt-Fraktion nehmen diese Fragen sehr ernst. Doch unsere Haltung ist klar: Nicht zu handeln, sollte die eigentliche Sorge sein.

Hier legen wir dar, warum wir Wachstum als Chance begreifen und wie wir es steuern wollen, statt es dem Zufall zu überlassen.

Unsere Haltung: Wachstum ist nicht das Ziel, sondern ein Mittel zur Entwicklung unserer Stadt

Wachstum darf nicht einfach nur nebenbei passieren. Es muss aktiv, sozial und vorausschauend gestaltet werden. Wir sehen Entwicklung als einen Schlüssel dafür, dass Darmstadt als lebenswerte, soziale und wirtschaftlich robuste Stadt langfristig weiterhin funktionieren kann.

Warum? Weil unsere Stadt sonst nicht mit den Veränderungen mithalten kann: 

  • Wohnkosten: Wer nicht baut, treibt die Mieten durch Verknappung weiter in die Höhe.

  • Demografie: Ohne Zuzug droht eine Überalterung. Das sehen wir schon jetzt in Stadtteilen wie Wixhausen, wo sich die Altersstruktur deutlich verschiebt. Wenn junge Menschen mangels Wohnraum wegziehen, bröckelt die Infrastruktur: Geschäfte schließen, der Bus fährt seltener und das Vereinsleben leidet.

  • Wirtschaft: Wenn keine neuen Menschen in die Stadt ziehen, fehlen irgendwann Arbeitskräfte und Unternehmen. Dadurch nimmt die Stadt weniger Geld ein. Und wenn weniger Geld da ist, wird es schwerer, Schulen, Kitas, Busse oder soziale Angebote zu bezahlen.

Was aktuell schief läuft: Angst statt Daten

Ein Problem sehen wir darin, wie teilweise geplant wird. Wer Stadtentwicklung aus reinem „Bauchgefühl“ heraus betreibt, statt datenbasiert zu planen, riskiert genau die überlastete Infrastruktur, vor der sich viele fürchten.

Zudem beobachten wir eine ineffiziente Flächennutzung. „Flächenfraß“ durch Einfamilienhäuser in Ballungsgebieten verschärft die Wohnungsnot und verteuert die Infrastruktur wie Fernwärme und ÖPNV unnötig. 

Was passieren muss: Unser Plan für ein funktionierendes Darmstadt

Damit Wachstum ein Gewinn für alle wird, müssen wir an vier großen Stellschrauben drehen:

1. Erst die Verwaltung, dann der Beton

Bevor neue Quartiere entstehen, müssen die Prozesse im Hintergrund stimmen. Es erzeugt zurecht Frust, wenn Bürger*innen monatelang auf Termine warten.

Unsere Lösung: Wir setzen auf eine effiziente Verwaltung, die mitwächst – durch Digitalisierung, Entbürokratisierung und gut qualifiziertes Personal, um Anliegen zügig zu bearbeiten.

2. Smarte Dichte statt Einfamilienhäuser

Wir sagen Nein zu neuen Einfamilienhäusern in Ballungsgebieten.

Unsere Lösung: Das Ludwigshöhviertel zeigt, wie es geht: Dichte Bebauung kombiniert mit viel Grün, sozialen Treffpunkten und kurzen Wegen. Nur wenn wir klimafreundlich und flächensparend bauen, bleiben wir attraktiv.

3. Infrastruktur, die dem Wachstum zuvorkommt

Schulen und Kitas dürfen nicht erst gebaut werden, wenn die Kinder schon da sind.

Unsere Lösung: Unser Dezernent Holger Klötzner hat mit der „Modellschule“ gezeigt, wie es geht: Standardisierte, modular konzipierte Schulbauten sparen Zeit, Material und Energie. Das gesparte Geld fließt direkt in mehr Kitas, Schulen und Sportstätten.

4. Mobilität als Bindemittel

Wachstum darf nicht zum Verkehrskollaps führen und Zuzug nicht zu Parallelgesellschaften.

Unsere Lösung: Wir brauchen Lückenschlüsse im ÖPNV, besonders zwischen den Stadtteilen und in den Landkreis. Wer am Stadtrand wohnt, muss auch ohne eigenes Auto mobil sein können.

5. Integration für ein echtes Miteinander

Unsere Lösung: Miteinander sprechen ist der Schlüssel. Wir fordern niedrigschwellige Sprachkurse und Begegnungsräume in Vereinen und Quartierszentren, damit aus einem „Nebeneinander“ ein echtes Miteinander wird. Das gilt, egal, woher man kommt – aus Darmstadt, aus Hamburg, aus Wiedenborstel oder aus einem anderen Land. Wenn Menschen miteinander in Kontakt kommen, gibt das allen Unterstützung.

Fazit: Mut zur Gestaltung und zum Brückenbauen in Gesellschaft und Politik 

Wir wollen Wachstum faktenbasiert, sozial und zukunftsorientiert gestalten. Wenn wir es richtig anpacken, sichern wir damit nicht nur die wirtschaftliche Stabilität unserer Stadt, sondern erhalten und steigern Lebensqualität, Innovation und sozialen Zusammenhalt.