Blogbeitrag zur Infoveranstaltung: Konsumtrends bei Jugendlichen
Autor: Nils Braun
Am 24. September 2025 waren Nina und ich zu Besuch im HoffArt Theater. Diesmal war das Programm aber alles andere als Unterhaltung, sondern ein ganz wichtiges Tabuthema, über das geredet werden muss. Unter dem Titel: Vapes, Lachgas & Co., wurde über die neuesten Entwicklungen des Drogenkonsums von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen informiert.

Zunächst begrüßte man die bei regnerischem Wetter zahlreich erschienen Interessent:innen sowie Expert:innen. Die Expert:innen setzen sich aus Fachkräften des Jugendamtes, der Drogenberatung und der Polizei zusammen. Anschließend erhielten wir einen Überblick über den Ablauf der Veranstaltung, worauf schon die allgemeine Einführung der jeweiligen Drogen folgte.
Vapes und E-Zigaretten als Jugendtrend
Gestartet wurde mit dem Trend der Vapes. Bei Vapes handelt es sich um die sogenannten „Einweg-E-Zigaretten“, welche in den vergangenen Jahren den Markt eroberten. Hierbei setzt die Industrie auf ein durchdachtes Marketingkonzept. Durch eine kindliche Farbgebung, die ausgefallenen Sorten – die viel mehr an Süßigkeiten oder Limonade erinnern – und den kaum vorhandenen Geruch, verglichen mit der klassischen Zigarette, werden Kinder und Jugendliche gezielt angesprochen. Beim Vapen wird ein Liquid erhitzt und verdampft. Ursprünglich waren Vapes für die Umgewöhnung von Zigaretten gedacht, jedoch verlagerte sich dies rasant auf die Breite. Beim Verdampfen dieser Liquids entstehen krebserregende Stoffe wie Formaldehyd und Acetaldehyd sowie mögliche Wechselwirkungen, welche noch unerforscht sind. Zudem enthalten die meisten Vapes auch Nikotin. Nikotin macht abhängig und erhöht das Risiko von Bluthochdruck, Herz-Kreislaufproblemen sowie Diabetes. Insbesondere bei Jugendlichen kommen Vapes aufgrund eines strategischen Marketings gut an. In der folgenden Grafik wird auch deutlich, dass vor allem die jüngeren Generationen zur E-Zigarette bzw. zum Vape greifen, hierbei sind aber Kinder ab dem Geburtsjahr 2013 nicht erfasst (Quelle: Statista Consumer Insights):
Tabakfrei aber nicht harmlos – Snus wird bei Jugendlichen immer beliebter
Neben Vapes (E-Zigaretten) sorgen auch die sogenannten “Snus” für einen regelrechten Boom bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Snus sind Tabak- oder Nikotinbeutel, die oral eingenommen und unter der Ober- oder Unterlippe für eine bestimmte Zeit dort platziert werden (10-20 Minuten). Dabei wirken Snus für einige entspannend, aber es kann auch ein Gefühl der Konzentration wahrgenommen werden. Hierbei ist der Konsum nicht risikofrei. Denn Snus wirken meist stärker als eine Zigarette, da das Nikotin direkt über die Schleimhäute aufgenommen wird. So ist auch Schwindel oftmals eine Nebenwirkung der Beutel. Zudem erhöht der Konsum das Krebsrisiko sowie das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Der Verkauf von Snus ist in der EU zwar verboten, jedoch wird dies durch eine rechtliche Grauzone umgangen. So werden Snus unter einer abgewandelten Form als Kautabak geführt, um den Verkauf zu ermöglichen. Schließlich ist der Konsum sehr unauffällig, da kein Rauch oder ähnliches entsteht. Hierdurch ist der Konsum vor allem bei Profisportler:innen beliebt, da er für Laien kaum ersichtlich wird. So können auch Sportler:innen ihre heimliche Nikotinsucht befriedigen, ohne ihre Vorbildfunktion vor allem für Kinder und gleichzeitig zu verletzen.
Leicht verfügbar, schwer kontrollierbar – Warum Jugendliche zu Lachgas greifen
Des Weiteren stellt der Konsum von Lachgas (Distickstoffmonoxid, N2O) in der jüngeren Vergangenheit ein großes Problem im Kreis Darmstadt dar. Denn das farblose Gas unterliegt dem Arzneimittelgesetz (AMG) und wird in der Medizin als Narkosemittel genutzt. Es wirkt als ein kurzer Rauschzustand, welcher Euphorie, Schwindel und eine veränderte Wahrnehmung auslösen kann. Konsumiert wird dies durch einen Luftballon, der durch eine schwere Gasflasche befüllt wird, anschließend zieht man mit dem Mund am Luftballon, ganz ähnlich wie bei Helium-Luftballons. Auch hier werden durch die bunten Farben, den Konsum wie einst auf Kindergeburtstagen, und das Darstellen des Konsums über die Sozialen Medien vor allem Kinder und Jugendliche angesprochen. Hierbei werden die Risiken außer Acht gelassen. Durch das Inhalieren des Gases kann ein Sauerstoffmangel entstehen, welcher zu Bewusstlosigkeit führen kann und somit die Sturzgefahr durch das “kurzzeitige Wegtreten” erhöht. Zudem können Taubheitsgefühle sowie eine Erstickungsgefahr durch die fehlende Sauerstoffversorgung auftreten. Zwar ist der Konsum meist schwer nachweisbar, jedoch entstehen unzählige Müllhaufen durch die schweren Gasflaschen, welche zusätzlich auch noch eine komplizierte Entsorgung erfordern. Ähnlich wie die Vapes sind die Flaschen weder nachhaltig noch umweltfreundlich. Abschließend macht der Mediziner Volker Limmroth in einem Bericht der Tagesschau die treffende Aussage: “Ein Narkosemittel gehört nicht in den allgemeinen Verkauf, sondern das gehört in die Hände von Ärzten. Und nicht zwischen Gummibärchen” (Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/lauterbach-lachgas-100.html).
Weniger Alkohol, mehr Trenddrogen
Nachdem noch die gesellschaftlichen relativ anerkannten Drogen wie Alkohol und Cannabis erklärt worden waren, teilten die Experten:innen ihre alltäglichen Erfahrungen sowie Beobachtungen der Konsumtrends bei Jugendlichen und Kindern mit. Hierbei ist interessant, dass Alkohol weiterhin die am häufigsten konsumierte Droge bei den Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren darstellt, jedoch abnimmt. So verwies ein Experte auf die Verlagerung von Alkohol hin zu den Trends wie Vapes, Snus und Lachgas. Im Anschluss an die Vorstellung der jeweiligen Konsumtrends erhielt das Publikum die Möglichkeit, den Expert:innen seine Fragen zu stellen. Die Expert:innen gingen kompetent mit allen Fragen der Zuschauer:innen um und versuchten dabei stets eine Hilfestellung zu geben
Kommunale Maßnahmen – zwischen Verboten und Dialog
Nicht nur auf Bundes- und Länderebene kann Einfluss auf die Prävention genommen werden, auch die kommunale Handlungsbereitschaft spielt eine zentrale Rolle. Denn Drogenprävention ist nicht allein Aufgabe von Schulen oder Familien – auch Städte und Gemeinden haben Einfluss. Auf kommunaler Ebene entstehen oft die ersten Berührungspunkte zwischen Jugendlichen und präventiven Angeboten: z. B. in Jugendzentren, Schulen, durch Streetwork oder lokale Kampagnen. Diese können gezielt dort ansetzen, wo junge Menschen leben, lernen und ihre Freizeit verbringen. So kann die Kommunalpolitik individueller auf regionale Entwicklungen eingehen und handeln. Ein Beispiel hierfür sind die Maßnahmen des Landkreises Darmstadt-Dieburg: So plant die Stadt Darmstadt ein Verkaufsverbot an Minderjährige, zudem ist ein Lachgaspräventionskonzept erarbeitet worden. Blickt man Richtung Bundesebene, wurde ein bundesweites Verbot vom Bundestag beschlossen, welches noch auf die Zustimmung durch den Bundesrat wartet, um in Kraft zu treten. Neben Verkaufsverboten müsste man Streetwork zur Prävention regelmäßiger einsetzen, um so den Dialog zwischen Kindern und Jugendlichen zu öffnen und aufrechtzuerhalten. So könnte man für Schulen sowie Vereine einen verpflichtenden Tag der Aufklärung pro Halbjahr einführen. Außerdem bieten Videokampagnen mit einer Mischung aus Prominenten (wir z. B. Profisportler:innen, Schauspieler:innen, Influencer:innen), Streetworker:innen und Betroffenen der Region die Möglichkeit, vor allem auf den Sozialen Medien präventive Inhalte zu vermitteln. Zwar ist seit 2024 ein Werbeverbot für Vapes in Kraft getreten, jedoch tauchen diese vor allem bei Influencer:innen in deren Inhalten regelmäßig auf. Hierdurch erhält das Vapen enorme Reichweite, sodass dieser Konsumtrend von Kindern und Jugendlichen nachgeahmt wird. Als Abhilfe könnte bei den Videoinhalten auf den Sozialen Medien ein dauerhafter Warnhinweis auf die Gefahren des Konsums eingeblendet werden. Außerdem sollte der Zugang zu solchen Inhalten für Personen unter 18 Jahren reguliert werden – oder der Inhalt vollständig zensiert werden, wenn in diesem Minderjährige konsumieren. Somit wird deutlich, dass ein offener präventiver Austausch zwischen Kindern und Jugendlichen über auftauchende Konsumtrends zwingend notwendig ist. So kann auch auf kommunaler Ebene eine individuelle Prävention gelingen und Handlungsfähigkeit gezeigt werden.
Fazit
Schließlich war die Veranstaltung allgemein gehalten, lieferte jedoch einen sehr gelungenen Einstieg für Interessierte, die mit den besprochenen Inhalten noch keine oder wenige Berührungspunkten hatten. Der Fokus der Veranstaltung zielte darauf ab, einen Dialog zu schaffen, der auch gelungen ist. Die Expert:innen schilderten ihre Erfahrungswerte aus der Praxis, legten Hilfestellungen dar und waren stets offen für jede Frage. Jedoch hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht. Zwar wurde das Thema Alkohol nicht wie sonst üblich in unserer Gesellschaft außer Acht gelassen, allerdings lag der Fokus eindeutig auf den neuen Konsumtrends wie Vapes, Snus und Lachgas. Die neuen Konsumtrends werden in unserer Gesellschaft bleiben, umso wichtiger ist es, über diese aufzuklären und präventive Maßnahmen zu fördern.
So lieferte die Veranstaltung wertvolle Einblicke in aktuelle Entwicklungen des Konsumverhaltens Jugendlicher und zeigte auf, wie wichtig ein offener Austausch zwischen Fachkräften und Pädagog:innen in der Öffentlichkeit ist. Diese regte mich persönlich zum Nachdenken an und verdeutlichte, dass Prävention nur dann wirksam sein kann, wenn sie lebensnah, kontinuierlich und transparent gestaltet wird.