Gesundheit
Prävention ist im Bereich der Gesundheitsentwicklung die wichtigste Maßnahme, um das Wohlbefinden aller Bevölkerungsschichten dauerhaft zu verbessern. Wir als Volt sehen uns in der Pflicht, die Prävention von medizinischen Maßnahmen und deren Erreichbarkeit und Verfügbarkeit für alle zu ermöglichen. Besonders sozial schwächere und bildungsferne Familien oder Personen leiden unter dem unzureichenden Zugriff auf präventive, gesundheitserhaltende und -fördernde Maßnahmen. Nach wie vor sind die Präventivmaßnahmenkataloge der Krankenkassen mangelhaft bis unzureichend, um effektiv Menschen eine optimale Gesundheitsvorsorge zu ermöglichen.
Auch die Informationsweitergabe in Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen oder Fördereinrichtungen in Bezug auf gesunde und vielseitige Ernährung ist nach wie vor mangelhaft. Ebenso schafft Werbung für Tabak, Alkohol oder ungesunde Nahrungsmittel weiterhin ein Informationsungleichgewicht, unter dem besonders die bildungsfernen und sozial schwächeren Gesellschaftsschichten leiden. 19% der Erwachsenen in Deutschland leiden unter Adipositas, etwa jedes sechste Kind ist mindestens übergewichtig. Hier muss die Politik in der Pflicht sein, Aufklärungsarbeit und Informationsweitergabe voranzutreiben und dauerhafte, effektive Präventionsangebote in der Gesundheitsversorgung zu etablieren. Dass die bisherigen Maßnahmen bis dato noch nicht ausreichend kommunizieren, wie wichtig eine gesunde Lebensweise ist, zeigt sich zum Beispiel darin, dass die Prävalenz von Übergewicht in der Bevölkerung nach wie vor auf einem gleichbleibenden Level im Vergleich zu 2012 ist - trotz zahlreicher Aufklärungskampagnen von Krankenkassen und Medien.
Ebenso spielt aktiver Klimaschutz in der Prävention von Krankheiten eine zentrale Rolle; Luftschadstoffe und eine allgemein erhöhte Außentemperatur tragen nachweislich zur Entstehung von Atemwegserkrankungen wie Asthma oder COPD, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Allergien oder Krebserkrankungen bei. Besonders ältere Menschen, Kinder, Schwangere Personen und Hochrisikogruppen leiden unter der Zunahme von Luftschadstoffen - Gruppen, die eigentlich unter dem besonderen Schutz der Politik stehen sollten.
Von der Verbesserung und Verdichtung von Präventionsmaßnahmen kann mittels hinreichender landespolitischer Unterstützung weitestgehend die gesamte Bevölkerung profitieren - dies sollte oberste Priorität Deutschlands sein, um Bürger*innen dauerhaft in ihrer physischen und mentalen Gesundheit zu unterstützen. Langfristig führt dies zu einer Verbesserung der medizinischen Infrastruktur, zu einer Entlastung des Gesundheitssystems (das ohnehin schon mehrfach an seine Grenzen gebracht wurde) und zur Schaffung einer gesunden, belastbaren und glücklichen Bevölkerung, die auf Basis dieser physischen und psychischen Gesundheit und somit der Deckung ihrer Grundbedürfnisse aktiv an der Verbesserung ihrer sozialen Situation beitragen können.
Kernthema muss hierbei die Senkung der Prävalenz von Erkrankungen sein, die durch einen ungesunden Lebensstil - also mangelnde Bewegung, ungesunde Ernährung und der Konsum von Noxen wie Alkohol oder Nikotin - verursacht werden. Eine intrinsische Motivation der Bevölkerung, einem gesunden Lebensstil nachzugehen, muss gefördert werden, um positive, nachhaltige Veränderung zu bewirken. Hierzu müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es der Bevölkerung ermöglichen, einen gesunden Lebensstil leicht und ohne Mehrkosten erreichen zu können.
Konkret bedeutet das für uns:
Beginnen muss Aufklärung und Prävention in den Kinderbetreuungsstätten und Grundschulen, in denen erste Konzepte zu einer gesunden Lebensweise vermittelt werden.
Das Speisenangebot in Kantinen von öffentlichen Einrichtungen muss sich nach ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen richten und einen hohen Wert auf ausgewogene Ernährung legen, die alle für Kinder und Jugendliche notwendigen Nährstoffe umfasst. Das Angebot an Fleischgerichten soll reduziert werden, um die Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit der Speisepläne zu sichern. Zusätzlich soll die Aufklärung über gesunde Ernährung und das Vermeiden von Noxen Teil des Stundenplans sein und zum Beispiel in Projektwochen aufgegriffen und besprochen werden.
Großes Potenzial sehen wir in der transdisziplinären Forschung und der forschungsbasierten Förderung von Programmen zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden in der Gesellschaft.
Sportunterricht sollte nach wie vor fest in den wöchentlichen Unterricht integriert werden, sowohl in den Stundenplan als auch in den außerschulischen Bereich in Form von AGs oder Hortprogrammen. Im Rahmen von Doppelstunden, die durchgehend sitzend in Klassenräumen verbracht werden, sollten kurze Bewegungs- und Dehnübungen je nach Bedarf und Altersstufe eingebettet werden, da dies nachweislich die Gesundheit, Motivation und Aufmerksamkeit der SchülerInnen fördert.
Auch in Beschäftigungsbereichen außerhalb von schulischen Angeboten sollte sportliche Betätigung und Bewegung integraler Bestandteil sein. Daher ist die Förderung von Sportvereinen sowie der Ausbau von barrierefreien, kostenlos nutzbaren Sportflächen, deren Wartung in kommunaler Hand liegt, sinnvoll.
Auch das Thema psychische Gesundheit ist unmittelbar an den schulischen Unterricht anzuschließen. In sozialwissenschaftlichen Fächern oder Fächern zur Gesundheitsaufklärung müssen Information und Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen behandelt werden, um auch hier präventiv in die Früherkennung und Behandlung von Auffälligkeiten einzusteigen. Schulen sollen hierbei entsprechend der Größe der Schülerschaft multiprofessionell ausgebildete Teams zur Identifizierung psychischer Leiden und zur ersten Beratung bereitstellen.
Die Kassensitze für Psychotherapeut*innen müssen ausgebaut werden. Nur so kann eine flächendeckende Versorgung für alle Bürger*Innen garantiert werden.
Eine weitere elementare Stellschraube stellt das Personal im Gesundheitswesen selbst dar. Gemeinsam mit den betroffenen Berufsgruppen wollen wir Verbesserungsbedarf ermitteln, Personalschlüssel an die Anforderungen der Moderne anpassen und Aus- und Weiterbildung aktiv fördern. Sollten die Themen sein, die auf Landes- oder Bundesebene entschieden werden müssen - z.B. Arbeitszeitgesetze oder Personalbemessungspläne, dann werden wir uns dort aktiv für eine Verbesserung einsetzen.
Des Weiteren setzen wir uns für die Förderung des flächendeckenden digitalen Ausbaus im Gesundheitswesen ein, um hier ebenfalls Personal zu entlasten, redundante und unzeitgemäße Prozesse zu entschlacken, interdisziplinäre Arbeit zu fördern und somit das Gesundheitswesen an die Anforderungen der Neuzeit anzupassen.