Stellungnahme von Volt Ostwürttemberg zum Protest am Schlachthof Crailsheim und zur geplanten Tönnies-Übernahme

Volt fordert eine kartellrechtliche Prüfung der Übernahmepläne des Crailsheimer Schlachthofs durch Tönnies. Die Partei betont das Grundrecht auf friedlichen Protest als demokratisches Korrektiv und unterstützt europaweit einheitliche Tierwohlstandards mit effektiver Kontrolle und Transparenz gegenüber Verbraucher:innen

24. Apr 2025

Crailsheim, 24. April 2025 – Zehn Tage nach der Blockade des Crailsheimer Schlachthofs durch das Bündnis „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“ ist die mediale Aufmerksamkeit bereits weitergezogen. Doch die strukturellen Fragen, die dieser Protest aufgeworfen hat, bleiben bestehen – dringlicher denn je. Als Volt Ostwürttemberg nehmen wir diesen Vorfall zum Anlass, nicht über das Ob, sondern über das Wie der Fleischproduktion zu sprechen.

Die geplante Übernahme des Standorts durch Deutschlands größten Fleischkonzern Tönnies wirft grundsätzliche Fragen auf: Wie viel Marktmacht darf ein einzelnes Unternehmen in einem so sensiblen Bereich wie der Lebensmittelversorgung besitzen? Wie steht es um Tierwohl, Arbeitsbedingungen und Umweltstandards, wenn Effizienz und Profitmaximierung dominieren? Und was bedeutet das für die Region, in der rund 600 Menschen im Schlachthof beschäftigt sind – im Spannungsfeld zwischen Arbeitsplatzsicherheit und ethischen Bedenken?

Wir verurteilen Gewalt und strafbare Handlungen im Rahmen politischer Proteste. Gleichzeitig erkennen wir das Grundrecht auf friedlichen Protest als demokratisches Korrektiv an – gerade in einer Zeit, in der gesellschaftliche Debatten zunehmend polarisiert geführt werden. Die Blockade in Crailsheim war Ausdruck einer tief sitzenden Unzufriedenheit mit einem System, das vielen als intransparent, rücksichtslos und aus der Zeit gefallen erscheint.

Volt Ostwürttemberg setzt sich für eine Landwirtschaft ein, die Tierwohl, Umwelt und soziale Gerechtigkeit nicht gegeneinander ausspielt, sondern miteinander denkt. Wir fordern daher eine kartellrechtliche Prüfung der Übernahmepläne durch Tönnies – unter Einbezug ökologischer und sozialer Kriterien. Darüber hinaus plädieren wir für europaweit einheitliche Tierwohlstandards mit effektiver Kontrolle und Transparenz gegenüber Verbraucher:innen.

Langfristig braucht es eine politische Neujustierung: Weg von industrieller Massenproduktion hin zu regionalen, resilienten Strukturen, die Tier, Mensch und Natur gleichermaßen achten. Eine faire, nachhaltige und europäisch koordinierte Agrarpolitik ist dabei kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit – ökonomisch, ökologisch und ethisch. Die Debatte um Crailsheim ist mehr als ein lokales Ereignis. Sie ist Teil eines größeren Bildes: Wie wollen wir künftig leben, konsumieren und wirtschaften? Als Volt wollen wir diese Frage nicht nur beantworten, sondern konkret gestalten – vor Ort in Ostwürttemberg und auf europäischer Ebene.