Volt: Schule braucht Therapie
Immer höhere psychische Belastungen führen nicht nur bei Lehrkräften zu immer mehr ausgefallenen Stunden, sondern auch bei Schüler*innen zum Fernbleiben vom Unterricht. Den Start des neuen Schuljahrs nimmt Volt deshalb zum Anlass, um mehr Licht auf das Thema zu werfen und die Forderung nach mehr Hilfe für Betroffene zu verstärken.
Frankfurt, den 23.08.2024 - “Wenn man sich heute eine Oberstufenklasse von 30 Jugendlichen in Frankfurt anschaut, dann haben sechs von ihnen eine psychische Erkrankung wie Angststörung oder Depression. Zusätzlich schwänzen drei von den 30 regelmäßig die Schule und einer der drei tut das, weil es ihm psychisch nicht gut geht. Das sind die erschreckenden Fakten”, erklärt Kasimir Nimmerfroh (21), Landesvorsitzender von Volt Hessen.
In einer Zeit, in der die psychische Gesundheit zunehmend in den Fokus rückt, ist es besonders alarmierend, dass Schulen oft nicht ausreichend auf diese Herausforderungen vorbereitet sind. Volt fordert deshalb vom Land Hessen, dass an jeder schulischen Einrichtung in Hessen psychosoziale Fachkräfte in ausreichender Zahl bereitgestellt werden. In Hessen kommen aktuell 6300 Schüler*innen auf eine schulpsychologische Fachkraft. Die WHO empfiehlt, dass sich eine schulpsychologische Fachkraft um nicht mehr als 2500 Schüler*innen kümmern soll. In Finnland liegt diese Zahl sogar nur bei 600 Schüler*innen. “Wir setzen uns dafür ein, dass es dringend mehr Stellen in diesem Bereich gibt – idealerweise so viele, wie es die WHO empfiehlt. Auf lange Sicht sollten wir uns an Ländern wie Finnland orientieren. Diese Fachkräfte sind nicht nur für Schüler*innen da, die in schwierigen Phasen Unterstützung brauchen, um ihren Schulweg fortzusetzen, statt ihn abzubrechen. Auch Lehrer*innen, die oft am Rande eines Burnouts stehen, brauchen dringend eine Anlaufstelle, bei der sie unkompliziert Hilfe finden können”, betont Kasimir Nimmerfroh.
Zusätzlich spricht sich Volt für verpflichtende Fortbildungen für Lehrkräfte aus. "Im Sinne der Fürsorgepflicht für die Beamtinnen und Beamten sind Fortbildungen im Bereich der mentalen Gesundheit doppelt wirksam. Einerseits helfen sie, die Gesundheit der Lehrkräfte zu erhalten, andererseits können diese schon bei ersten Anzeichen von psychischen Problemen bei Schüler*innen reagieren. Mit den richtigen Schulungen können wir die Chance erhöhen, dass unsere Lehrkräfte in der Lage sind, frühzeitig einzugreifen und an die richtigen Stellen zu verweisen.", erklärt Carina König, Landesvorsitzende von Volt Hessen.
Umgang mit den eigenen Emotionen, Selbstregulation auch in Bezug auf Lernen, Umgang mit eigenen Stärken und Schwächen, all diese Kompetenzen sind nicht nur eine Antwort auf die zunehmende psychische Belastung im schulischen Umfeld, sondern auch ein dringend benötigter Schritt, um das Bildungssystem an den Stand der Wissenschaft anzupassen. „Das Erleben und Verhalten der Schüler*innen muss mehr im Zentrum der Bildungspolitik stehen. Die psychische Gesundheit und der Lernerfolg sind untrennbar miteinander verbunden. Wir verpflichten alle Kinder eine Schule zu besuchen, also haben wir die Pflicht, auch dafür zu sorgen, dass sie mit ihrer Gesundheit und ihrem Lernerfolg im Mittelpunkt stehen“, heißt es abschließend von Carina König.
Quellenangaben:
Anteil der Kinder mit Psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen