Volt vor dem Durchbruch? – Neue Chancen für die Europapartei bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz

Mehr als nur ein Geheimtipp: Die paneuropäische Partei Volt könnte bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz im März 2026 erstmals über Direktmandate den Sprung in den Landtag schaffen. In den drei Mainzer Wahlkreisen I bis III tritt die Partei mit einem engagierten Team an – und rechnet sich vor allem in der Landeshauptstadt realistische Chancen aus.

6. Okt 2025

Mainz I: Betriebsrätin gegen Grünen-Urgestein

Im Wahlkreis Mainz I setzt Volt auf Fabienne Bayer, 33, Biologielaborantin und Betriebsrätin beim Impfstoffhersteller BioNTech. Sie will sich für bessere Bildungschancen, mehr Bürgerbeteiligung und eine klimafreundliche Stadtpolitik einsetzen. Ihr wohl stärkster Gegner ist der erfahrene Grünen-Politiker Daniel Köbler, seit 2011 Mitglied des Landtags und früherer Fraktionsvorsitzender. Volt sieht gerade in diesem urban geprägten Wahlkreis, der Oberstadt, Neustadt, Altstadt sowie Münchfeld und Hartenberg umfasst, die größten Erfolgsaussichten.

Mainz II: Fokus auf Mobilität und mentale Gesundheit

Für Mainz II schickt Volt Stefan Franke ins Rennen. Der 34-jährige biologisch-technische Assistent will Themen wie gesellschaftlichen Zusammenhalt, nachhaltige Mobilität und eine Stadtentwicklung im Einklang mit den planetaren Grenzen in den Vordergrund stellen. Auch die mentale Gesundheit der Bevölkerung will er stärker auf die politische Agenda bringen. Unterstützung erhält er von Philipp Leisner, 34, Jurist und Mitstreiter, der vor allem auf eine digitale und effiziente Verwaltung drängt. Der Wahlkreis umfasst die Stadtteile Bretzenheim, Gonsenheim, Hechtsheim, Mombach und Weisenau.

Mainz III: Unternehmer mit politischer Erfahrung

Im Wahlkreis Mainz III, der 2021 neu zugeschnitten wurde, tritt Thomas Schwiertz an. Der Mainzer FinTech-Unternehmer, Physiker und zweifache Familienvater ist kommunalpolitisch kein Unbekannter: In der letzten Legislaturperiode war er für die Volt/Piraten-Fraktion Mitglied mehrerer Ausschüsse im Mainzer Stadtrat. Schwiertz fordert unter anderem die Abschaffung des IHK-Beitrags und engagiert sich stark im Bildungsbereich – mit engen Kontakten zu Elternvertretungen in Kitas und Grundschulen und als Trainer und Schiedsrichter beim SC Lerchenberg. Seine Themen reichen von sozialer Gerechtigkeit über Digitalisierung bis zu einem modernen Wirtschaftsverständnis.

Vom Geheimtipp zur festen Größe?

Ob Volt tatsächlich über Direktmandate in den Landtag einziehen kann, bleibt offen. Doch die Entwicklung der Partei ist bemerkenswert. Während SPD und Grüne in den Umfragen zuletzt an Rückhalt verloren, gewinnt Volt zunehmend Zuspruch – vor allem in urbanen Milieus und bei jüngeren Wähler*innen.

Bei den letzten Stadtratswahlen in Mainz legte Volt von 1,2 auf 5,2 Prozent zu. In Ludwigshafen erreichte die Partei bei den Kommunalwahlen im September 7,6 Prozent – aus dem Stand. Auch in Nordrhein-Westfalen bestätigte sich der Aufwärtstrend.

In Rheinland-Pfalz hat Volt bislang in 21 Wahlkreisen Direktkandidierende aufgestellt. Noch ist unklar, ob es gelingt, in allen Kreisen die erforderlichen Unterstützungsunterschriften zu sammeln. Doch statistische Berechnungen zeigen: Bei einem landesweiten Ergebnis von rund 7,6 Prozent läge die Wahrscheinlichkeit für mindestens ein Direktmandat bei über 80 Prozent.

Mit neuen Hochburgen etwa in Ebersheim und einer wachsenden Basis in den Städten wird Volt zunehmend zu einem ernstzunehmenden Faktor im rheinland-pfälzischen Parteiensystem. Die etablierten Parteien müssen sich darauf einstellen, dass bei der kommenden Landtagswahl eine weitere Kraft mitmischt – eine, die Bürgernähe, Bildung und Wirtschaft auf neue Weise miteinander verbinden will.